Spendenaufruf

Da das finanzielle Volumen unserer Stiftung leider sehr klein ist und wir nur durch viel Argumentieren überhaupt als Stiftung anerkannt werden konnten, bitten wir nun um Spenden. Diese können auch zweckgebunden erfolgen.

Unsere Stiftung sitzt in Deutschland und führt daher ein deutsches Konto bei einer internationalen Bank (BNP Paribas, “The bank for a changing world”). Spenden für unsere Sternwarte und Planetarium in Österreich können auf dieses deutsche Konto der Stiftung erfolgen oder auf das österreichische Geschäftskonto bei der ortsansässigen Raiffeisenbank. Bitte setzen Sie sich ggf. mit unserem Vorstand in Verbindungen, um eine Spendenquittung zu erhalten! Herzlichen Dank!

Da unsere Stiftung gemeinnützig ist, können projektgebundene Spenden zu 100% steuerlich geltend gemacht werden. In Deutschland allerdings nur bis zu einem gewissen Prozentsatz der Einkommensteuer der spendenden Person.

Spenden in den Vermögensstock der Stiftung können in beliebiger Höhe zu 100% steuerlich geltend gemacht werden.

Planetenpfad auf Nordseeinsel Föhr

wenn Sie bei Ihrem friesischen Sommerurlaub plötzlich über Planeten stolpern: “Föhr – die friesische Karibik” hat eine neue astronomische Attraktion, einen Planetenlehrpfad, der Mitte April von Schülern eines deutsch-russischen Austauschs aufgebaut und eingeweiht wurde. Diese Maßnahme ist ein Zeichen für eine positive Entwicklung, die die FNJ angestoßen hat: Sie war die Rückbegegnung unseres FNJ-Venustransit-Projektes letztes Jahr in Novosibirsk. Im Rahmen unseres außerschulischen Projektes haben wir auch Lehrkräfte von Schulen beteiligt und noch dazu im September-Workshop im Hildesheimer Universitätsinstitut für Physik und Physikdidaktik neben Jugendlichen auch Lehrer fortgebildetet.

Dieses Jahr haben nun zwei Schulen in Hamburg und Hildesheim die bei unserem Projekt kennengelernten sibirischen Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler nach Deutschland eingeladen. Es fand also ein Transfer vom außerschulischen zum schulischen Austausch statt.
Die jungen Astrofreaks haben in Deutschland dann gleich hart gearbeitet und sich und dem organisierenden Hamburger Lehrer auf der Nordseeinsel ein bleibendes Denkmal gesetzt: Herzlichen Glückwunsch! :-)

Die Löcher hatte Lehrer Pfeiffer bereits an den richtigen Stellen ausgegraben, aber die Schülerinnen und Schüler mussten nun noch die Pflöcke für die Planetentafeln einbuddeln und natürlich die vorbereiteten Tafeln anbringen:

So waren sie einen ganzen Tag beschäftigt und konnten rekapitulieren, was meine Studentin letztes Jahr ebenso spielerisch bei einem Kennenlernspiel in Novosibirk unterrichtet hatte: die Abstände der Planeten im Sonnensystem und ihre physikalische und chemische Beschaffenheit.

Es gibt ein Video unserer russ. Partner – das leider in .de nicht ansehbar ist, weil es mit kostenpflichtiger Musik unterlegt ist – und hier unsere eigene Video-Rezension (von einer Schülerpraktikantin von mir, 2010):

Zwischendurch wurde natürlich auch die Natur pur erlebt, Ebbe und Flut an der Nordseeküste beobachtet und sich der Wind um die Ohren bödeln gelassen. :-)

… und die Insel erkundet. Dabei findet man Giganten aus der Urzeit, ein Planetarium in Süderende und viel über die wilde Natur im Nationalpark-Zentrum Wyk auf Föhr.

Schließlich ist nur die Sonne am Schullandheim untergebracht. Will man mit einer 15 cm-Sonne die Planeten und ihre Abstände richtig skalieren, dann hat man schon einen halben Kilometer (genauer: 450 m) über die friesische Insel mit ihrem nordsee-charakteristischen, sehr idyllischen Charme zurück zu legen.

Besuchen Sie den Planetenweg auf Föhr!

Die Sonne des Planetenpfades steht im Schullandheim “Ernst Schlee” in Nieblum. Die Bilder für den öffentlich zugänglichen Planetenweg wurden freundlicherweise von der Regional Planetary Image Facility (RPIF) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zur Verfügung gestellt und die Texte von dem Lehrer selbst verfasst, der mit seinen Schülern dieses Projekt durchführte.

Es war schon eine mühsame Aufgabe, die Entfernungen richtig skaliert auszurechnen und die Vorbereitungen zu treffen: Fragen der Bildrechte, Recherche der Informationen, Ausmessen und Markieren der Planetenpoistionen auf der Insel … für den Hamburger Familienvater bedeutete ja sowas auch mindestens einen Extra-Ausflug auf die Insel – aber was tut man nicht alles für seine Schüler und ein ehrgeiziges Prestige-Projekt. Super, dass das alles so gut geklappt hat. :-)

Nebenher musste er noch die Kontakte nach Russland pflegen und organisieren, dass die Gruppe vom Novosibirsk und Iskitim gut nach Deutschland kommt. Sie wurde hier zunächst von einer Hildesheimer Schule empfangen und schnupperte norddeutsches Kleinstadt-Leben, bevor sie in die Großstadt Hamburg mit dem Bus weiterreiste. Die zweistündige Fahrt Hannover-Hamburg ist natürlich kein Vergleich mit den Entfernungen zwischen Nachbarstädten in Sibirien, die mindestens einen halben Tag mit der Transsib trennt.

Wer hat’s gemacht?

Der Hamburger Gymnasiallehrer Thilo Pfeiffer vom Gymnasium Othmarschen hat das ehrgeizige Projekt konzipiert und durchgeführt: Vor zwei Jahren war ich mit ihm und seinen Schülern zu einem Astro-Wochenende auf Föhr und seitdem folgen die Astro-Projekte dieser Schule am laufenden Band. Es ist eine Freude, das zu sehen!

Nordsee-Insel FÖHR

Föhr-Touristen haben also nun ab diesem Sommer eine neue Attraktion auf der Insel. Das Partner-Schullandheim des Hamburger Gymnasiums auf Föhr ist sehr schön geeignet für naturwissenschaftlichen Unterricht. Astronomie hat man sogar in manchen Dekorationen, denn typisch für die Seefahrt ist ja auch die Navigation mit den Sternen. Gleich neben der Windrose ist also Polaris und der Große Wagen (wenngleich etwas verzerrt) als Navigationshilfe abgebildet.

Öko, öko – BNE ist typisch deutsch

Außerdem ist das Nebenhaus dieser Herberge um Bäume herum gebaut: Typisch deutsch! Kein Franzose oder Russe würde verstehen, warum man in Stuttgart im Zuge des Bahnhofsstreits für Bäume demonstriert … und dass man in Friesland sogar ein Haus um den Baum herum baut, um ihn nicht fällen zu müssen, das ist schon sehr charakteristisch. In Russland ist der Schnee ja auch schwarz im Frühling (ich habe 2011 darüber berichtet), weil der Rauch aus den Schornsteinen eben dunkelgrau und nicht weiß ist wie bei uns. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist eines der wichtigsten Bildungsziele in deutschen Klassenzimmern – und mithin auch eine der wichtigsten Botschaften, die unsere russischen Gast-Schüler in die sibirische Heimat mitnehmen sollten.

In Deutschland baut man also Häuser um Bäume herum, anstatt die Bäume zu fällen.

In Norddeutschland sind ja auch noch dazu die Dächer nicht selten mit Reet gedeckt – auch das findet sich natürlich auf Föhr und man kann es neben den eiszeitlichen Riesenzähnen und -knochen auch als weit verbreitetes typisches Merkmal der Kultur bewundern – ist mal ein Kontrast zum Großstadtprogramm, das unsere Gruppen sonst in Hamburg und Berlin hatten.

Küstenspaziergang:

Auf der Rückfahrt bei Flut mit der Fähre aufs schleswig-holsteinische Festland und durch das nördlichste Bundesland zurück in die Elbmetropole, die als Tor zur Welt gilt:

Der Hamburger Michel, gesehen von den Landungsbrücken. :-)

Hier der Flyer vom Lehrpfad für Nieblum

Klick aufs Bildchen sollte einen PDF-link zeigen.   

 


Gimmick

Silberstreif am Horizont im Elbhafen der Freien und Hansestadt:

Der Lehrer, Herr Pfeiffer, hat letztes Jahr an meinen Fachkräfte-Austauschen nach Novosibirsk und Baikonur teilgenommen. Es scheint, als hätte den engagierten Physiklehrer seit einigen Jahren unsere Muse, die Urania, getroffen, denn ich habe selten so viele und konsequente Anfragen in dieser Hinsicht immer von derselben Schule (ihm, seinen Kollegen und Schülern) bekommen. Ganz ehrlich: Mir macht das Spaß und ich bin sehr froh, wenn meine geliebte Wissenschaft solch engagierte Umsetzung findet (Ein Musterbeispiel für Wissenstransfer!) und ich selbst nur durch meine Expertisen in Museumspädagogik, Medienwissenschaften und Astronomiedidaktik als Beraterin für die Projekte mitwirke. Die Macher sind jetzt andere: das ist toll! Es ist eine große Freude für mich, wenn es mir geglückt sein sollte, andere Leute inspiriert zu haben. :-)

 

einige Bilder vom Venustransit

„Eine groʃse Anzahl von Gelegenheitsschriften hatte das gebildete Europa mit dem Zweck und der Wichtigkeit des 6. Junius bekannt gemacht.“ schreibt Johann Franz Encke 1822 auf S. 13 seines Booklets “Die Entfernung der Sonne von der Erde aus dem Venusdurchgange von 1761″.

Er stellt hier die Ergebnisse und Befunde verschiedener damaliger Expeditionen vor, die er später in der gleichen Schrift auswertet.

Unser modernes Analogon geht ein bißchen schneller, d.h. es braucht nicht zahlreiche buchstabengefüllte Seiten, sondern nur ein paar Bildserien: Astronomisch sind unsere Ergebnisse die folgenden:

Abb. von der Jugendexpedition in Russland

Auch für uns galt, was Encke schrieb “Eine Menge Liebhaber suchten in allen Ländern den Austritt so gut als möglich zu beobachten. Die Sternwarten unterstützten diese Bemühungen nach Kräften, und wo mehrere Astronomen angestellt waren, vertheilten sich diese in die nächste Umgebung, um nicht durch einzelne vorüber ziehende Wolken ihre Ziele vereitelt zu sehen.” [ebenda]

Abb. von der Jugendexpedition in Norwegen

… und diese Bildserie vom 3. Kontakt wurde von einem erfahrenen Hobby-Astronom zuhause in Berlin-Baumschulenweg von Wolfgang Rothe aufgenommen:

Auf S. 123 stellt Encke in einer Fußnote fest: „Eine Zusammenstellung der optischen Erscheinungen bei den Berührungen nach verschiedenen Beobachtern findet sich in R ö h l ‘ s   M e r k w ü r d i g k e i t e n    v o n   d e n   D u r c h g ä n g e n   d e r   V e n u s.   G r e i f s w a l d   1768 …”, aber er beschreibt vorher auch selbst einige Kuriotäten ausgiebig, z.B. den Lomonossov-Effekt, gesehen durch verschiedene historische Beobachter, wiedergegeben in den Worten Enckes:

“Als sich die Venus dem Austritt näherte, sah W a r g e n t i n, daʃs Venus eine Oeffnung im Sonnenrande machte, indem ein zarter Lichtfaden, der zuvor den äuʃsern dem Austritte sich nähernden Rand der Venus umgeben hatte, im Augenblick in der Mitte zerriʃs, und seine Enden sich merklich voneinander zogen. Dieses nun mangelnde Licht war … das eigene directe Licht der Sonne; sonst hätte es nicht so schnell und deutlich verschwinden können. Mit einem stärkeren Fernrohre sah K l i n g e n s t i e r n a  den Lichtfaden drei Secunden später bersten.

[...]

bis Venus ungefähr bis auf ein Viertheil ausgetreten war, und da kam es ihm vor, als sähe er einen matten Glanz, wie beim Eintritt, um den Rand der Venus, der schon aus der Sonne gezogen war. Er sah wie ein schmaler Ring auʃserhalb der Sonne aus, welcher völlig zu dem THeile der Venus in der Sonne paʃste und ihn gleichsam ergänzte. (…) er schien ihm von der Venusatmosphäre herzurühren.” (Encke 1822, S. 102)

Irgendwann war der Sonnenrad “so weit geöffnet, daʃs M a l l e t  sich einbildete, Venus gienge schon ein kleines Stück ausser dem Sonnenrande heraus. Man sah die Hörner der Sonne zwerchüber, und ein Glanz umgab die Venus, und zeigte ihre runde Gestalt ganz klar.”

Die mittlere Sonnenparallaxe bestimmt Encke dennoch “aus den sämtlichen Beobachtungen des Venusdurchganges von 1761″ sehr genau zu 8,” 490525 und die Grenzen wären 8.”429813 — 8.”551237. (S. 143, ebenda)

 


Nachtrag vom 9. Juli:

Wie war das mit der Venusatmoasphäre???

Oha! – Ich habe mir immer gewünscht, dass meine Posts die Wissenschaft voran bringen oder vielleicht sogar mal eine wissenschaftliche Diskussion lostreten bzw etwas zu einer solchen beitragen. Da war ich nur mal eine Woche offline und anschl bis über beide Ohren mit Abrechnungen und Sachberichten der Venustransit-Expeditionen beschäftigt und siehe: Offenbar ist das hier geschehen, denn Daniel Fischer hat in seinem SkyWeek-Blog dies nicht nur aufgegriffen, sondern erstens auch in der dt. Astronmiegeschichte-Mailingliste die Frage aufgeworfen und den Diskurs offenbar sogar schon internationalisiert, wie in seinem Blog zu lesen ist.

Wer die Venusatmosphäre entdeckt hat?

…tja, das habe ich mich auch schon oft gefragt. Jedenfalls haben viele der erfahrenen Beobachter von 1761 und 1769 diese Dinge beobachtet.

Im Buch von Andrea Wulf: “Die Jagd auf die Venus”, 2012 (Rezension erscheint in diesem Blog demnächst, nachdem der Gastbeitrag der Schülerin ein paar Klicks bekommen haben wird) wird der deutsche Astronom Silberschlag als Entdecker der Venusatmosphäre genannt.

Lomonossov beschreibt Frau Wulf als Astronomen, der seine Assis in die Petersburger Sternwarte schickte (auf deren Daten bezieht sich auch Encke) und der selbst zuhause privat beobachtet, weil er sich zuvor ausgiebig mit einem deutschen Gastbeobachter gestritten hatte. Frau Wulf als Historikerin wird das gut recherchiert haben, also ich würde ihr in diesem Detail Glauben schenken (wenngleich sie in dem populistischen Buch keine Quellen angibt).

Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte der Wissenschaft, dass der Effekt einfach nach einer besonders charismatischen Person heißt oder nach jemandem, den man halt irgendwie ehren wollte, ohne dass dieser jemand der erste oder einzige war. Warum sollte das irgendwen überraschen? Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso Leute immer denken, dass die Sterne/ Effekte/ Phänomene nach dem ERSTbeobachter benannt werden: m.W. trifft das nur für Kometen und auch erst in der Neuzeit/ Moderne zu… aber ich schweife ab. O:-)

Lomonossov gleich das Namensgeberrecht abzusprechen, wie im Scherz vorgeschlagen wurde, wäre vielleicht ein bißchen übertrieben – nur, weil andere gleichzeitig das gleiche gesehen haben… Falls es überhaupt um eine Priorität gehen kann (*gesehen* haben’s gewiss alle “üblichen Verdächtigen” ungefähr gleichzeitig: geht ja nicht anders), dann um die Priorität der wiss. Publikation – und darüber wird man wohl in Daniels Blog noch ein bißchen diskutieren können.

Encke gibt in seinen Schriften von 1822, 1824 und 1835 viele Hinweise auf Sammlungen von Originalbeobachtungen. Um die ging es mir hier, um die Beobachtungen mit moderner Amateur- und Schulausrüstung in Relationen zu setzen, so wie ich es nunmal meistens zu tun pflege und es typisch für mich ist. Die historischen Beobachtungen würde ich alle durchzugehen vorschlagen. Vielleicht schaffe ich ja davon ein bißchen was im Sommer – zur AG-Tagung im September in Hamburg werde ich ja darüber etwas erzählen.

Venustransit in Krasnojarsk – das abenteuerliche Protokoll eines Erfolgs

es war ein riesiger Aufwand! Es gab herbe Rückschläge … aber: im letzten Augenblick war dann doch alles gut!

Berlin – Freitag, 1.6. 2012: Abflug der Expeditionsgruppe nach Tromsö. Die Leitung haben ein befreundeter Berliner Lehrer, Jörg Trebs und eine Studentin. Ihr Expeditionskoffer mit Geräten meines ehemaligen Chefs an der Archenhold-Sternwarte, Eckehard Rothenberg wird von dem Wissenschaftsreisen-Eckehard Schmidt bereits mit dem Auto nach Tromsö gefahren. Die Gruppe startete also nur mit eigenem Gepäck nach Skandinavien und hofft lediglich auf gutes Wetter.

Hamburg, Berlin – Samstag, 2.6. 2012: Abflug der Expeditionsgruppe nach Krasnojarsk und Novosibirsk. In den Koffern der 15 Jugend-Teilnehmenden, 9 meiner Studierenden und 2 Betreuern sind 4 Teleskope inkl. Montierung, mehrere Feldstecher, zahlreiche Foto- und Videokameras verstaut. Bei der Zwischenlandung in Moskau stellt sich heraus: Der Koffer mit den meisten Instrumenten ist weg. Ich selbst war noch in Deutschland, fuhr in der Nacht nach Hamburg, um am Sonntag von dort abzufliegen: Unterstützt durch meine Hamburger Gast- und Doktormutter suche ich nach Telefonnummern, aber mitten in der Nacht erreichen wir niemanden an den Flughäfen und bei den Airlines.

Hamburg, Moskau, Krasnojarsk – Sonntag, 3.6.2012: Am nächsten Morgen telefoniere ich mit AirBerlin in Tegel: der Koffer wurde ins richtige Flugzeug gelegt, sei in Moskau und müsste nun auch bereits auf dem Weg nach Krasnojarsk sein. Dort fliegt die Gruppe los und ich reise mit einer Nachhut nach Moskau, wo wir den Tag damit verbringen, vom Flughafen Vnukovo nach Domodedovo durch die Stadt zu fahren. Mit voll gepackten Expeditionsausrüstungen in den Koffern von jeweils ca. 25 kg, einem separat zu tragenden klappernden Stativ und sehr schwerem Handgepäck ist das nicht trivial. Zwischendurch zahlreiche SMS von meinem Bruder, dessen Frau 17 Stunden lang zuhause in Berlin in den Wehen liegt und die Meldung der Gruppe in Krasnojarsk: Der Koffer mit den Instrumenten ist nicht mit ihnen angekommen, sei aber in Moskau und wird vllt mit unserem Flug oder einen Flug später mitkommen nach Krasnojarsk.

Krasnojarsk – Montag, 04.06.2012: Der Instrumente-Koffer ist noch immer nicht da und kam auch mit dem Flug am Folgetag nicht mit. Gruppenausflug ins Naturschutzgebiet Stolby – ein Tag Funkstille, keine Möglichkeit für uns zum Telefonieren. am Abend Info vom Flughafen Moskau: der Koffer war dort, aber ist versehentlich nach Taschkent verschickt worden.

Dienstag, 4.6.2012: Zufällig gibt’s heute einen Flug von Taschkent nach Krasnojarsk. Besuch der Organisatoren bei der Airline. Die Jugendgruppe macht das geplante Tagesprogramm unter Leitung von mehreren Betreuern an anderen Orten der Stadt.

Sorge um einen Teilnehmer: Für die Jugendgruppe gibt’s ein Problem: einer der Gastväter hatte am Morgen auf dem Weg zum Gruppentreffpunkt einen Autounfall. Ein Teilnehmer wird im Krankenhaus untersucht, hat aber keine sichtbaren Verletzungen. Bange Hoffnung, dass auch nichts Schlimmes im Inneren passiert ist! Gesundheit und Wohl meiner Mitmenschen, besonders der Schutzbefohlenen, haben für mich oberste Priorität: Muss ich meine Mission abbrechen und mit dem Teilnehmer heimfliegen? Er hat keine offenen Wunden oder sichtbare Verletzungen, aber wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung, möglicherweise Prellungen.

Schauplatz Orga: Heftiges Telefonat einer sehr energischen (wenngleich eine Stunde zu spät kommenden) Mitarbeiterin mit dem Flughafen von Taschkent. Der Koffer wurde dort noch nicht gefunden. Es ist schon fast 12 Uhr mittags. Der betroffene Teilnehmer wurde aus dem Krankenhaus entlassen, das Durch-Checken hat keine Verletzungen ergeben – er will und soll nur heute ruhen und sich schonen.

Ob der Koffer in Taschkent rechtzeitig gefunden und diesmal richtig verladen wird? Beschluss der Organisatoren: zu unsicher, denn wir wollen schließlich unbedingt Kontaktzeiten messen. Wir müssen einen Ersatz schaffen, um das historische Experiment zur Bestimmung der Astronomischen Einheit zu wiederholen.

Der betroffene Teilnehmer ist zuhause, schläft und wird von seinen Gasteltern betreut; der Gastvater ist glücklicherweise Arzt. Teilnehmer ist in guten Händen – es reicht, wenn ich mich am Nachmittag persönlich um ihn kümmere (denn sein zuhause ist am anderen Ende der Stadt und durch den kilometerbreiten Jenisseij-Fluss von uns getrennt). Wir fahren zur TAL-Filiale und kaufen zwei weitere Teleskope und ein paar Okulare, denn unsere sind im fehlenden Koffer.

Standort – Wo beobachten wir?

Abb.: Dach der Aerokosm. Uni beim vorbereitenden Fachkräfteaustausch im März 2011

Abgesprochen war im Vorfeld von unserer Kontaktperson vor Ort, dass wir auf dem Dach der Aerokosmischen Staatlichen Universität beobachten dürfen. Die Astronomen dort haben ein gläsernes Büro im Dachgeschoss mit Blick auf die Spitze der KOSMOS-Rakete, die vorm Eingangsportal steht. Wir schleppen also unsere neu erworbenen Teleskope aufs Dach der Uni, wo bereits einige Teleskope von den Astronomen vorbereitet sind und wir unsere dazu stellen können.

Bild vom Fachkräfteaustausch im März 2011 an der SibSAU (Sibirischen Staatlichen Aerokosmischen Universität)

Doch dann stellt sich heraus: Wir dürfen erst ab 9 Uhr dort beobachten. Der Transit beginnt bei uns um kurz nach 6 Uhr morgens. Wenn die Uni erst um 9 geöffnet wird, verpassen wir den 1. und 2. Kontakt – so, wie auch in Deutschland. Sergeij, der Astronom, telefoniert noch ein wenig herum – aber keine Chance: Wir dürfen nicht schon um 5 Uhr aufs Dach der Uni.

Deswegen sind wir doch extra nach Sibirien gereist! Deswegen haben wir diese beschwerliche Reise auf uns genommen, all die Mühen mit dem schweren Gepäck, den langen Diskussionen an den Flughäfen, Übergepäck gezahlt fürs sperrige Stativ: weil wir den 1. und 2. Kontakt sehen wollten und Kontaktzeiten messen wollten, auf dass wir diese zur Bestimmung der astronomischen Einheit mit historischer Methode auswerten wollten. Und jetzt soll uns diese Beobachtung verwehrt werden, weil ein Uni-Hausmeister nicht so früh aufstehen will, um uns aufzuschließen???

Suche nach alternativem Standort: Wieder will unser Gastbruder helfen. Er wohnt in einem Hochhaus am Hang mit Blick über die Stadt und fragt den Hausmeister, ob wir von diesem Dach beobachten dürfen. nach langem Hin und Her: Fehlanzeige. :-(

Wir (Orga-Team) trennen uns: Ich muss mich um unseren kranken Teilnehmer kümmern und ein Teleskop-Teil heranorganisieren, während mein Partner mit seinem Gastbruder ein paar alternative Standorte abklappert. Der Teilnehmer ist wach, als ich ankomme. Er kann alle Körperteile bewegen, Augenreaktion ist normal, Kopf drehbar. Er klagt nur über Rückenschmerzen wie “starker Muskelkater”. Medizinisch geschult betrachte ich den Rücken: reparabel, aber auch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen – jedenfalls hat er immerhin wirklich großes Glück im Unglück gehabt. Er ist so weit erstmal fit und fühlt sich jetzt nach eigener Aussage durch viel Schlaf auch schon wieder viel besser! Dennoch müssen wir natürlich die Eltern verständigen – wenigstens kann ich diese jetzt ruhigen Gewissens trösten und beruhigen. Und wir können bleiben und Venustransit angucken.

Meine Kollegen auf Standortsuche besichtigen einen Standort außerhalb: sehr gute Horizontsicht, aber kein Stromanschluss. Letztlich dann doch: Dach vom “Haus der Pioniere und Schüler”, wo uns der Leiter der Astronomie-Abteilung, auch ein Sergei, alle Türen öffnet und uns mit Handkuss aufnimmt. Stromanschluss vorhanden, er selbst hat ein internationales Projekt in seiner Stenrwartenkuppel, d.h. qualifizierter Austausch mit Kollegen möglich, großes Dach mit Platz für viele Teleskope.

Einzige Sorge: steht die Sonne hoch genug, um über die umgebenden Häuser zu kommen? Er misst nach: Ja, sie schafft’s. Ok, also Standort dann klar. Es ist bereits 20 Uhr abends.

nachmittag: Wir haben noch einen Tubus und eine Montierung in meinem Koffer, ein separat transportiertes Stativ und ein abgeschraubtes Linsenobjektiv und diverse Einzelteile aus den Koffern unserer jugendlichen Austauschteilnehmer. Wir basteln nach der McGyver-Methode aus den Einzelteilen ein funktionierendes System. Unser Gastbruder Simion hat eine typische relativ leere Junggesellenwohnung. Er hat fast nichts, aber das, was wir brauchen, finden wir: ein paar Schießgummis, Gewebeband und als Gegengewicht für die Montierung die Gewichte seiner Trainingshanteln – passen, als wären sie für allein diesen Zweck geschaffen und da ich sie locker stemmen konnte, durfte ich sie nehmen.

Vorabend des Transits: Der Koffer wurde inzwischen in Taschkent gefunden und wird ins Flugzeug nach Krasnojarsk gesetzt. Es soll hier um ca. 1 Uhr nachts landen. Arndt und Simion fahren dann zum Flughafen: gegen 2:30 haben sie nach Ausfüllen aller Dokumente den Koffer endlich wieder bei sich! Hurra!

0:00 Uhr – ich muss die Transsib-Tickets für morgen kaufen, aber als ich den Bahnhof verlasse, zog eine dichte Bewölkung auf. Werden wir nun zwar unsere Instrumente haben, aber dem Wetter zum Oper fallen?

Abb.: Blick nach Nordosten: Sonne um 5:40 noch hinter Wolken

Mittwoch, 6.6.2012 – Der erste Kontakt wird bei uns um kurz nach 6 Uhr morgens erwartet. Meine fünfte Nacht mit nur 1-2 Stunden Schlaf (immerhin, denn Arndt und Simion hatten gar keine Zeit zum Schlafen oder wenigstens Duschen: sie sind definitiv die Helden dieser Geschichte!). 4 Uhr aufstehen. 5 Uhr am Beobachtungsplatz, der Himmel zieht wieder auf, nur nach Osten noch ein paar Stratocumulus-Wolken. Nach OSTEN?!?! Aber da geht doch gerade die Sonne auf. Der gestern vom Unfall betroffene Teilnehmer ist wieder auf den Beinen: Gott sei Dank! Er bewegt sich ein wenig schwerfällig, aber immerhin kann er sich gut bewegen und kann sogar bei uns dabei sein! Herr im Himmel sei Dank!

Der Koffer ist tatsächlich angekommen!!! Wir haben nun 6 Teleskope zur Verfügung; jeder Schüler hat eine SoFi-Brille, für mehrere Feldstecher werden noch rasch Sonnenfilter gebastelt.

Wir klettern auf Dächer von Schutzhütten und in die Kuppel. Von wo aus sehen wir den ersten Kontakt, falls er nicht in den Wolken hängt?

Erster Kontakt:

Eine Studentin zählt laut die Sekunden. Schüler-Teilnehmer an Teleskopen: einer guckt durch und beobachtet konzetriert und ein anderer sitzt jeweils daneben, bereit, die gehörte Uhrzeit zu notieren, sobald der Partner am Teleskop “jetzt” oder “Kontakt” ruft.

Die Wolken verhindern eine eindeutige Zuordnung. Erst Sekunden nach dem Kontakt erscheint die Venus klar, aber bereits deutlich über den Sonnenrand hinaus. Der erste Kontakt ist sowieso der schwerste: Nun einige Minuten warten, beim zweiten Kontakt kriegen wir’s besser hin – und die Wolke weicht auch.

Zweiter Kontakt:

Die Studentin zählt weiterhin die Sekunden. Alle Schülerbeobachter messen eine Kontaktzeit! Doch noch geschafft. Juchuh!!!

Jetzt ist die Sonne definitiv raus aus den Stratus-Wolken; es gibt nur noch Cirrus-Wolken, wegen der man dauernd die Belichtungszeit anpassen muss. ABER Der gesamte Verlauf des Transits konnte gut beobachtet werden; es wurde alle 20 Sekunden ein Bild aufgenommen und “jedes einzelne Bild ist ein Erfolg” sagt unser Fotograf Arndt Latußeck.

Vormittag:

friedliches Beobachten auf dem Dach des “Hauses der Pioniere und Schüler” mit unseren mobilen Teleskopen und auch in der Kuppel. Es gibt eine Konferenzschaltung der Russen mit einem kanadischen Team, die gleichzeitig mit unseren russischen Beobachtern in der Kuppel alle 4 min ein Bild aufnimmt.

Wir haben gleichzeitig eine Gruppe in Tromsö, die ebenfalls erfolgreich beobachtet. Auch dort ist der gesamte Transit sichtbar. Nur unser Beobachter in Boston, USA, meldet schlechtes Wetter.

3. und 4. Kontakt.

Bei uns war es bereits “high noon”, also kurz vor 13 Uhr Krasnojarsker Sommerzeit, als die Venus die Sonnenscheibe für die nächsten ca. 105 Jahre zu verlassen beginnt. Der dritte Kontakt wurde mit dem gleichen Verfahren wie oben wiederum erfolgreich gemessen und auch der vierte Kontakt ist eindrucksvoll genau bestimmt: fünfmal im sichtbaren Licht und einmal in H-alpha. Die visuellen Beobachter bestimmen beides mit einer Messunsicherheit von ca. 5 Sekunden und werden deutlich durch das Tropfenphänomen limitiert. Die Video-Aufnahme lässt sogar eine Bestimmung auf nur 1 Sekunde genau zu!

Ich bin stolz, dass meine visuell gemessene Kontaktzeit exakt (auf die Sekunde genau) die gleiche ist wie die, die wir nach dem Mittagessen mit dem Video bestimmen. :-)

Zwischen den beiden Kontakten beobachten wir fieberhaft, ob wir den Lomonossov-Ring sehen. JA! Zwar nicht vorzeigbar gut für Laienbeobachter, denn die Cirren sind mal mehr und mal weniger transparent und das Seeing auf dem aufgeheizten Dach ist grauenhaft. Die Ansätze des Ringes waren sehr deutlich, aber der Zenit des Bogens blitzte manchmal durch und verschwand gleich wieder (so habe zumindest ich es gesehen). Es war also nicht mustergültig und schwer fotografierbar. Aber: ja!!! Wir haben’s gesehen!

Und an alle Schüler- und Studierenden:

Ihr ward super!!!


 

Ein Schüler-Video (Ausschnitt):


 

Eine Frage bleibt: Warum schafft es eine so große Nation, die technisch hinreichend fortgeschritten ist, um Raketen und Raumstationen ins All zu schießen, es nicht, in Fernbahnhöfen Fahrstühle zu bauen, mit denen man sich nötigenfalls bewegen kann, wenn man schweres Gepäck dabei hat.

Rätsel über Rätsel!

Jugend-Expedition Venustransit nach Sibirien

Gruß aus der transsibirischen Eisenbahn: In Tromsö und Krasnojarsk wurde der Venustransit bei sehr gutem bzw. gutem Wetter beobachtet. In Novosibirsk hat man auch geguckt, aber leider es wurden leider keine Messdaten aufgenommen.

Hier einer der drei oder vier russischen Fernsehbeiträge über uns in Krasnojarsk:

und hier noch ein Bericht auf Russisch

Und hier noch ein Beitrag über Irkutsk. Im März hatten wir noch kurzzeitig überlegt, ob wir nach Irkutsk fahren, aber das war zu kurzfristig, um noch umzuplanen:

Geniales Video aus Deutschland: Man sieht sogar durch die Refraktion die Venus doppelt:

 

Countdown läuft … Venustransit 2012

Venustransit! … das Jahrhundert-Ereignis … Manche Astronomen sehen sogar zwei im Leben, manche sehen gar keinen. Seit Monaten sind die Astros in heller Aufruhr und inzwischen werden wir alle einigermaßen nervös: bitte, lass das Wetter gut sein! Der letzte Vorübergang der Venus vor der Sonne war 2004 und damals war in Mitteleuropa wunderbares, sehr heißes Wetter – man konnte den Transit in voller Länge bewundern. Ich selbst stand bis zum Umfallen in der Berliner Archenhold-Sternwarte am Teleskop und habe interessierten Besucherlingen erklärt, warum das für uns so aufregend ist.

Hier ein Zusammenschnitt von damals zum Lernen: Man erkennt deutlich den Tropfeneffekt beim Ein- und Austritt der Venus und eine dunkle Brücke von der Venus zum Sonnenrand, nachdem sie sich bereits längst gelöst hat. Ab und zu zogen Wolkenfelder durch. Was der Beobachter mit dem bloßen Auge kaum wahrnahm, registriert die Kamera gleich sehr dunkel bis schwarz. Außerdem ist der Film ein Beweis dafür, dass schlechtes Seeing (Luftunruhe) bzw. schlechte Transparenz der Atmosphäre (Cirren, Hochnebel an dem damaligen extrem schwülwarmen Sommertag) den Tropfeneffekt verstärken.

Die Kamera taugt auch, die Randverdunkelung der Sonne aufzunehmen und die Granulation abzubilden (kleiner Schwenk gegen Mitte des mehrstündigen Transits). Auch der Lomonossov-Ring, also die Brechung des Sonnenlichts in der Venusatmosphäre ist so darstellbar.

2012

Hier die Karte von NASA-Experte Fred Espenack:


Diesmal können wir in Deutschland aber offenbar den Eintritt nicht sehen, weil die Sonne da noch unterm Horizont ist (hier noch ein Link zu den aktuellen Daten). Darum habe ich drei Expeditionen ausgerüstet, die nach Sibirien bzw. Norwegen reisen werden, um den Transit (hoffentlich!!!) zu beobachten. Ende dieser Woche geht’s los: Am Freitag und Samstag werde ich in Berlin und Hamburg von einem Flughafen zum anderen eilen, um meinen Gruppen auf Astronomen-Art über die Schulter zu spucken und “Clear Skies” zu wünschen. Am Sonntag werde ich dann selbst losfliegen, um auf den Spuren des großen Jean-Baptiste Chappe d’Auteroche zu wandeln (ausführlicher Artikel im akt. Heft von SuW 6/12).

Eine Gruppe startet nach Tromsö, eine nach Krasnojarsk und eine nach Novosibirsk.

Hier ein Bericht des russ. Senders Prima-TV vom letzten Mal:

 

BEOBACHTUNG von DEUTSCHLAND

Jan Hattenbach berichtet seit Monaten fleißig über die Vorbereitungen:
Im Takt der schwarzen Venus

Wie man ihn sicher beobachten kann

und was man damit alles anfangen kann.

und das aktuelle Heft von SuW ist ebenfalls voll von nützlichen Tipps.

 


 

NASA-Info Video in englischer Sprache:

BEOBACHTUNGSERGEBNISSE

Genau das habe ich auch vor: Ich hoffe, dass wir mit unseren Beobachtungsdaten tatsächlich ein vernünftiges Ergebnis für die Astronomische Einheit kriegen werden. Schließe mich aber durchaus dem Beobachtungsaufruf der Niederländer und von Udo Backhaus an.

Die Beobachtung ist schon in Projektion mit sehr einfachen Mitteln machbar. Wichtig ist vor allem die sehr genaue Messung der Kontaktzeiten (unter Angabe des genauen Beobachtungsortes, also in geographischen Koordinaten).

Wer auswertbare Daten (photometrisch, spektrographisch, fotografische oder video-Aufnahmen) hat, fühle sich bitte frei, sie mir zwecks Auswertung zukommen zu lassen.

Schicken Sie die Daten gerne mit den entsprechenden Infos zum Instrumentarium an

service@fnj-online.de

CLEAR SKIES!

 


 

Gimmick

So viel Aufstand und das nur wegen einer etwas anderen “ringförmigen Sonnenfinsternis“. Die Venus ist deutlich kleiner am Himmel als unser Erdtrabant, darum verdeckt sie nur ein winziges Stückchen der Sonnenscheibe. Das nebenstehende Foto von der “echten” ringförmigen Sonnenfinsternis, bei der sich der Mond vor die Sonne stellt, aber nicht große genug ist, sie ganz zu verdecken, hat Eckehard Schmidt (Wissenschaftsreisen) kürzlich in Amerika aufgenommen.

 

 

 

Jugendexpeditionen: “Encke und der Venustransit”

trilaterale Astro-Jugendbegegnung: Internationale Zusammenarbeit ist in der Astronomie seit je her ganz groß! Darum: Sei dabei beim russisch-norwegisch-deutschen Astro-Camp in Berlin vom 21.07. bis 28.07. dieses Jahr. TN-Bedingung: zwischen 14 und 27 Jahre jung. :-) Natürlich wird der Venustransit da ein ganz großes Thema sein. Betreut wirst Du von geschulten Pädagogen, die sagenhaft witzig drauf sind und mit denen es superviel Spaß macht, Berlin, Potsdam und das Hollywood der 1920er Jahre zu erkunden.[@more@]

Brandenburger TorMap

Venustransit? … also, wer noch nichts vom Venustransit 2012 gehört/ gelesen hat, ist wahrscheinlich kein Astronom. :-) Die Venus wandert vor der Sonnenscheibe entlang – also sowas wie eine ringförmige Sonnenfinsternis, nur mit sehr geringem Bedeckungsgrad. :-)

 

Längst bekannt sind den Kundigen gewiss die zahlreichen historischen Expeditionen zu diesem Thema: manche Astronomen haben ihn ihrem Leben zwei Venustransits gehabt, sind dafür um die halbe Welt gereist und haben doch zweimal Wetter-Pech gehabt. Andere Astronomen haben hingegen nicht einen einzigen Venustransit in ihrem Leben wirklich erlebt, aber sie haben die Ergebnisse von anderen, erfolgreichen Beobachtern genutzt und aus deren Beobachtungsdaten geschickt neue Erkenntnisse über unsere Welt gewonnen.

Solche Methoden sind sagenhaft raffiniert und heutzutage oft mit “einfacher” Schulmathematik nachvollziehbar. Das haben wir vor, wenn wir uns in Berlin treffen: Wir wandeln auf den Spuren des einstigen Berliner Sternwartendirektors Johann Encke und vermessen das Sonnensystem neu … genauer gesagt, messen wir die Astronomische Einheit, den Abstand der Erde von der Sonne und skalieren mithin das Sonnensystem absolut.

Encke war ein ausgesprochen nordisches Gewächs: Er stammte aus der Freien und Hansestadt Hamburch ;) und nur der Job hatte ihn ins preußische Berlin verschlagen. Die Berliner Sternwarte hatte seinerzeit allerdings exzellenten Ruf in der Welt der Wissenschaft und mithin war Encke hier genau am richtigen Fleck.

In unserer Jugendbegegnung wollen wir die Entdeckungen von Encke nachvollziehen: Wir spielen ein paar Eckdaten der Wissenschaftgeschichte nach und werten natürlcih dieses Jahr auch den Venustransit aus – selbst wenn die deutschen Kultusminister sich beim Festlegen der Ferientermine leider nicht nach diesem seltenen astronomischen Ereignis gerichtet haben und wir am 06.06. eben leider keine Ferien haben.

Aber was soll’s: Encke hatte den Transit ja auch nicht selbst gesehen, sondern hat nur die Daten gehabt und ausgewertet. Kepler übrigens auch, als er seine Keplerschen Gesetze fand (die man braucht, um die A.E. zu berechnen). Kepler selbst hatte sogar sehr schwache Augen und war darauf angewiesen, dass andere Leute an seiner statt beobachten… so ist das nunmal in der Welt: “Jeder ein Genie”, aber eben jeder auf seine Art.

Auf geht’s zum Venustransit-Auswerten und Nachspielen in Berlin:

Termin: 21. bis 28.07.

TN-Bedingung: a) Interesse am Thema, b) gute Laune, c) zwischen 14 und 27 Erdenjahre alt

Anmeldeformular und Adresse sowie weitere Infos: fnj-online.de

Anmeldeschluss: 08. April 2012 (für die Maßnahmen im Ausland bereits der 21. März)

Los anmelden! – Dabei sein! – Mitmachen!

:-)

dt.-russ. SpaceCamp in Berlin-Potsdam und Hamburg

Noch freie Plätze! 

drei Städte, zwei Sprachen, ein gemeinsames Hobby, null Differenzen. ;-) In Zusammenarbeit mit dem Raumfahrtzentrum im FEZ bietet Nina Mut wieder ein deutsch-russisches SpaceCamp für Jugendliche ab 14 Erdenjahren an: Im Juli/ August laden wir russische Teens und Twens aus Sibirien nach Europa ein, erkunden eine Woche lang die Natur und Kultur Nordeutschlands. Die beiden Metropolen Berlin und Hamburg bieten unser Domizil. Ein Spreewald-Ausflug ist ebenso geplant wie die astronomischen Sehenswürdigkeiten der Doppelhauptstadt und der Freien und Hansestadt. Sterne gucken, Raumfahrt heute und damals, Sanssouci und des Hamburger Hafens, … und natürlich viel Kultur in der ehemals gespaltenen Stadt, die inzwischen wieder zusammenwächst: Berlin, Potsdam und Hamburg!

Aus dem (vorläufigen) Programm:

Im Austausch bringen unsere russischen Gäste ihre Kultur von delikaten Schokospeisen, rasanten Tänzen, melodischer weicher Sprache und Lieder in der berühmten “russischen Seele” mit.

Das Moskau-Lied der deutschen Gruppe “Dschinghis Khan” (Eurovision 1979) oder zumindest sein Refrain wurde von den deutschen Teens nicht selten auf den Fahrten gegröhlt und zur Hymne erhoben für eine Kultur, deren Lässigkeit uns ebenso fasziniert, wie sie gleichzeitig durch ihre Gleichgültigkeit mitunter nur Kopfschütteln und Unverständnis auslöst:

 

 

Russisch, die erste Sprache, die ein Mensch im Weltraum sprach … und die von zahllosen Menschen, die immernoch nichts von Relativitätstheorie und Quantenmechanik gehört haben. Ein Land, dessen Bildungssystem zwar Erfolge von Volkshelden zelebriert, Orden, Preise und Auszeichnungen vergibt, aber dessen Abschlüsse nicht überall international anerkannt werden, so dass Einwanderer und Spätaussiedler i.d.R. bei uns oft ein zweites Mal die Berufsschulbank drücken müssen.

In Krasnojarsk gibt es eine Universität und in deren Dachgeschoss sitzt ein Satelliten-Kontrollzentrum. Nebenan “wohnen” die Astronomen: Sie beschäftigen sich mit der Erforschung von Veränderlichen Sternen. Auf der großen Dachterrasse, auf der sich die Satelliten-Kontroller und die Astronomen treffen, gibt es ein Teleskop, das man Remote (also vom Büro aus) steuen kann. Die Astronomen würden sich daher über Kontakte nach Deutschland freuen und bieten an, dass man ihr Telesköpchen nutzen kann. (Sie selbst wollen für ihre wissenschaftlichen Zwecke ein größeres Teleskop außerhalb der Stadt bauen.) Insbesondere für Schulklassen könnte dies interessant sein, da es in Krasnojarsk schon dunkel ist, wenn es in Deutschland noch hell ist und also auch jüngere SchülerInnen noch draußen sein dürfen – z.B. in der Schule und ein Teleskop unter dunklem Nachthimmel fernsteuernd Sterne Gucken. :-)

Von den Universitäten in Novosibirsk und Omsk habe ich bereits letztes Jahr berichtet.

Russland – eine bizarre Kultur voller Gegensätze: prachtvoll dekorierte öffentliche Innenräume mit Gold und Glitzer, doch dasselbe Haus von außen sieht aus, als würde es nur noch durch die Farbe zusammengehalten. Luxus auf der einen Seite, Armut auf der anderen. Klirrende Kälte mit -20 bis -40 °C im sibirischen Winter draußen, während die Innenräume auf lauschige +30°C aufgeheizt werden, so dass wir Deutschen kaum schlafen können.

Schnee ist schwarz in Sibirien und mancher Deutsche spekulierte schon, ob das Land seinen Namen gar nicht von der Region “Ruß” um Kiew hat, sondern von dem Ruß, der von den Schornsteinen der Kohleöfen der Heizwerke ungefiltert in die Stadtluft geblasen wird. Geheizt wird in Russland schließlich immer gleich die ganze Stadt und wer’s kühler mag, muss das Fenster öffnen: die Heizkörper in den Wohnungen haben keine separaten Temperaturregler.

Bei so viel Kälte braucht man dann auch einen guten heißen Tee – der in Russland natürlich im Samovar gemacht wird. Birkenrinde ist in Sibirien eines der verbreitetesten Dekorations- und Handwerksmaterialien für allerlei Gadgets: wunderschöne Kästchen, Schmuckstücke, Base-Caps, Haarspangen, Kämme, Bürsten, … alles, das ein Tourist evtl kaufen möchte, wird daraus gemacht: sogar ein Samovar.

Schnee und Eis in Sport und Kunst

In Krasnojarsk fanden wir einen Park von Eisfiguren bewundern. In der Mittagssonne ergaben sich Kritallpaläste, die den Londoner von 1851 sicher in den Schatten stellen würden. Hier schoss mir wieder durch den Kopf, dass SuW vor ein paar Jahren in einem Artikel über Neutrinoforschung schrieb, dass Wassereis das klarste Material auf Erden sei: die Skulptur unten ist bestimmt 20 bis 30 cm dick, aber man kann deutlich hindurchsehen – wenn das Bild unscharf ist, dann ändert das ja nichts daran, dass das Licht hindurch kommt, sondern sagt nur, dass es abgelenkt (gebrochen) wird.

Letztes Jahr war ich in Sibirien das erste Mal Ski fahren! Freunde aus Iskitim (bei Novosibirsk) hatten es mir ermöglicht. :-)Dieses Jahr waren wir Bergwandern und im Sommer gehen wir klettern. Sibirische Sommer sind übrigens ähnlich den unsrigen: 25 bis 35 °C plus – nur ungleich mehr Mücken.

 

Nichts desto trotz ist es ein faszinierendes Land, Russland. Obwohl wir Mitteleuropäer sicher vieles nicht verstehen von der Kultur im fernen Zentralnordasien, so ist es doch ein Erlebnis, diese fremde Kultur zu entdecken. Doch so einfach ist das nicht, denn man braucht wirklich für jede Bewegung eine Erlaubnis: Zuerst braucht man natürlich ein Visum für die Einreise und dazu braucht man einen Kontakt im Land, den man besucht. Sollte man auf die Idee kommen, die angegegebene Stadt zu verlassen, muss man sich in der nächsten Stadt neu anmelden. Es steht außer Frage, dass man auch dort Freunde oder Verwandte braucht, die man besucht. Auf jede Fahrkarte, die man kauft, wird die Visumnummer gedruckt und die Tickets werden im Zug auch noch von Hand kontrolliert. Die Bürokratie in diesem Land ist vllt notwendig bei dieser enormen Verwaltungsgröße, aber auf jeden Fall für uns ungewohnt und sehr zeitintensiv.

Ein Grund mehr, die russische Kultur hier in Deutschland zu entdecken:

Komm mit, erlebe zwei tolle Wochen

in Berlin und Hamburg

und lerne russische Jugendliche kennen!

 

 

Dann können wir nächstes Jahr vllt auch selbst nach Russland fahren. Smile :-)

  Termin & Daten:

25.07. — 05.08.2011 (Berlin/ Potsdam, Hamburg)

Kosten: 400 €

Fragen und Anmeldung: 

Nina Mut (Berlin): ninkamutik@googlemail.com

Tel.: 0176 – 821 74547

(Hier bekommst Du bei Bedarf auch das Anmeldeformular.)