Venustransit! … das Jahrhundert-Ereignis … Manche Astronomen sehen sogar zwei im Leben, manche sehen gar keinen. Seit Monaten sind die Astros in heller Aufruhr und inzwischen werden wir alle einigermaßen nervös: bitte, lass das Wetter gut sein! Der letzte Vorübergang der Venus vor der Sonne war 2004 und damals war in Mitteleuropa wunderbares, sehr heißes Wetter – man konnte den Transit in voller Länge bewundern. Ich selbst stand bis zum Umfallen in der Berliner Archenhold-Sternwarte am Teleskop und habe interessierten Besucherlingen erklärt, warum das für uns so aufregend ist.
Hier ein Zusammenschnitt von damals zum Lernen: Man erkennt deutlich den Tropfeneffekt beim Ein- und Austritt der Venus und eine dunkle Brücke von der Venus zum Sonnenrand, nachdem sie sich bereits längst gelöst hat. Ab und zu zogen Wolkenfelder durch. Was der Beobachter mit dem bloßen Auge kaum wahrnahm, registriert die Kamera gleich sehr dunkel bis schwarz. Außerdem ist der Film ein Beweis dafür, dass schlechtes Seeing (Luftunruhe) bzw. schlechte Transparenz der Atmosphäre (Cirren, Hochnebel an dem damaligen extrem schwülwarmen Sommertag) den Tropfeneffekt verstärken.
Die Kamera taugt auch, die Randverdunkelung der Sonne aufzunehmen und die Granulation abzubilden (kleiner Schwenk gegen Mitte des mehrstündigen Transits). Auch der Lomonossov-Ring, also die Brechung des Sonnenlichts in der Venusatmosphäre ist so darstellbar.
2012
Hier die Karte von NASA-Experte Fred Espenack:
Diesmal können wir in Deutschland aber offenbar den Eintritt nicht sehen, weil die Sonne da noch unterm Horizont ist (hier noch ein Link zu den aktuellen Daten). Darum habe ich drei Expeditionen ausgerüstet, die nach Sibirien bzw. Norwegen reisen werden, um den Transit (hoffentlich!!!) zu beobachten. Ende dieser Woche geht’s los: Am Freitag und Samstag werde ich in Berlin und Hamburg von einem Flughafen zum anderen eilen, um meinen Gruppen auf Astronomen-Art über die Schulter zu spucken und “Clear Skies” zu wünschen. Am Sonntag werde ich dann selbst losfliegen, um auf den Spuren des großen Jean-Baptiste Chappe d’Auteroche zu wandeln (ausführlicher Artikel im akt. Heft von SuW 6/12).
Eine Gruppe startet nach Tromsö, eine nach Krasnojarsk und eine nach Novosibirsk.
und das aktuelle Heft von SuW ist ebenfalls voll von nützlichen Tipps.
NASA-Info Video in englischer Sprache:
BEOBACHTUNGSERGEBNISSE
Genau das habe ich auch vor: Ich hoffe, dass wir mit unseren Beobachtungsdaten tatsächlich ein vernünftiges Ergebnis für die Astronomische Einheit kriegen werden. Schließe mich aber durchaus dem Beobachtungsaufruf der Niederländer und von Udo Backhaus an.
Die Beobachtung ist schon in Projektion mit sehr einfachen Mitteln machbar. Wichtig ist vor allem die sehr genaue Messung der Kontaktzeiten (unter Angabe des genauen Beobachtungsortes, also in geographischen Koordinaten).
Wer auswertbare Daten (photometrisch, spektrographisch, fotografische oder video-Aufnahmen) hat, fühle sich bitte frei, sie mir zwecks Auswertung zukommen zu lassen.
Schicken Sie die Daten gerne mit den entsprechenden Infos zum Instrumentarium an
service@fnj-online.de
CLEAR SKIES!
Gimmick
So viel Aufstand und das nur wegen einer etwas anderen “ringförmigen Sonnenfinsternis“. Die Venus ist deutlich kleiner am Himmel als unser Erdtrabant, darum verdeckt sie nur ein winziges Stückchen der Sonnenscheibe. Das nebenstehende Foto von der “echten” ringförmigen Sonnenfinsternis, bei der sich der Mond vor die Sonne stellt, aber nicht große genug ist, sie ganz zu verdecken, hat Eckehard Schmidt (Wissenschaftsreisen) kürzlich in Amerika aufgenommen.
… yes, I did! Vor wenigen Tagen durfte ich viermal Countdown zählen und vorher selbst einmal den Startknopf drücken Danach ernannte mich Direktor Dmitry Shatanov in Baikonur zur “jungen Kosmonautin” … obgleich ich leider noch gar nicht im Weltraum gewesen bin. Aber das kommt noch … vielleicht beim nächsten Mal. :-) Diesmal wurden nur viele technische Details der Vehikel begutachtet, technische Zeichnungen der Raketen studiert und Kosmonauten-Utensilien ausprobiert.
Mini-Film-Doku vom YouTube-Kanal der FNJ:
Die Chance zu diesem Besuch im Cosmodrom von Baikonur hatte sich zum Jahreswechsel recht kurzfristig ergeben. Baikonur ist heute ein kreisrundes militärisches Sperrgebiet in Kasachstan, das von Russland gepachtet wird. Die Kleinstadt mitten in der kasachischen Steppe ist nicht besonders ansehnlich: sie besteht aus Plattenbauten in sozialistischem Einheitsgrau, von denen viele halb verfallen sind. Das Haus gegenüber unserer Herberge, das ich sehe, wenn ich auf dem Balkon stehe und in den Innenhof blicke, steht offenbar leer, denn da, wo Fenster hingehören, befindet sich kein Glas, sondern Stein – augenscheinlich zugemauerte Fenster. Dahinter ragen ein paar Schornsteine in die Landschaft und Kühltürme einer Fabrik. Der Rauch der Schornsteine ist nicht etwa weiß oder hellgrau wie bei uns, sondern dunkelgrau bis schwarz. An einem Morgen hatte der Wind gedreht und der unangenehme Geruch zog zu uns herüber.
In dieser kleinen Stadt leben Menschen mit ihren Familien, sie schicken ihre Kinder zu Schule und junge Erwachsene besuchen die Universität, welche ein Zweig der Moskauer Lomonossov-Universität ist. Wer hier studiert, muss einen ans Studium anschließenden Arbeitsvertrag in der Stadt vorweisen. Für Angehörige anderer als der russischen Staatsbürgerschaft ist es jedoch sehr schwieirg, eine alternative oder auch nur eine angemessene Arbeit in dieser Stadt zu finden, sagt ein junger Absolvent der Universität Baikonur, der mich mit meiner Gruppe führt. Er kommt aus Turkmenistan, eine andere ehemalige Sowjetrepublik, die sich südlich von Kasachstan befindet.
Checkpoint: Passkontrolle, ein russischer Offizier prüft, ob auch wirklich alle Insassen des Busses auf der Einladungsliste stehen. Fotografieren natürlich streng verboten. Der Checkpoint befindet sich erst unmittelbar an der Stadtgrenze, obgleich der Zirkel um die kasachische Stadt-mit-Sonderstatus deutlich größer ist. Schließlich “regnet” es bei jedem Start ein paar Raketenteile vom Himmel – und das ist im Allgemeinen nicht gut für die Landwirte und Datschen-Inhaber mit ihren Gärten. Auch Kasachstan, außerhalb des russisch gepachteten Landes, wird von den Teilen getroffen.
Die zottigen Steppenkamele, Eselkarren und mausoleenartigen islamischen Friedhöfe, die wir am Wegrand passierten, wirken bizarr, wenn wir uns bewusst machen, dass wir hier in einem der großen Weltraumbahnöfe dieser Erde stehen. Kurz nach der Einfahrt in die Stadt sehen wir bereits einige Monumente: da liegt – leicht aufwärts geneigt – eine echte Sojus-Rakete auf einem steinernen Sockel. Weiters gibt’s noch ein paar militärische Raketen, aber ich bin ja eher Weltraum-Freak.
Das 1:1-Sputnik-Modell habe ich im Stadtmuseum fotografiert, das übrigens beeindruckend gut kuratiert ist. Hier werden nicht nur die Geschichte der Stadt, sondern auch die Geschichte der sowjetischen und russischen Raumfahrt behandelt. Die Ausstellung ist wirklich sehr hübsch gestaltet und eine sehr kompetente und freundliche Dame, die entfernt an Tamara Jagellovsk aus Raumpatrouille Orion erinnert, führt uns englisch-sprachig durchs Raumfahrtmuseum.
Das staatliche Lyzeum hier in der Stadt hat selbstverständlich einen Ausbildungsschwerpunkt in technisch-naturwissenschaftlicher Richtung. Bei den Raketenbau-Wettbewerben, die sie veranstalten, geht’s darum, Modelle echter Raketen möglichst originalgetreu nachzubauen und dabei dann auch noch funktionstüchtig zu machen: Ein Lehrer dieser Schule wurde 1987 (also vor dem Fall des Eisernen Vorhangs!) beim Austragungswettbewerb in Florida mit seiner funktionstüchtigen dreistufigen 30 cm hohen Sojus-Rakete Weltmeister in dieser Kunst.
Da ich im Rahmen der außerschulischen Jugendarbeit (leider immernoch ein Ehrenamt) bereits seit 2008 mit seiner Novosibirsker Partnerschule zusammenarbeite, freut es mich ganz besonders, dass ich nun auch diese Partner in ihrer Heimatstadt besuchen lann. Ich bin mit Fachkräften der Jugendarbeit mit einer Delegation von 7 weiteren Jugendleitern unterwegs und unsere Mission ist es, hierher unsere Kontakte zu ergänzen. Die Mission ist geglückt: Wir haben diesen Kontakt erfolgreich geknüpft. Nächstes Jahr wollen wir wiederkehren und mit unseren Partnern SpaceCamps hier veranstalten.
Die Allee der Kosmonauten führt von dem Hotel, in dem die Raumfahrenden vor ihren Flügen nächtigen zu einem Aussichtspunkt, an dem ein verkleinertes Modell einer Proton-Rakete steht. Die Allee wird von Bäumen gesäumt, die von Kosmonauten gepflanzt wurde: vorne links steht der Baum von Juri Gagarin, ebenfalls links folgen später die Bäume von Valentina Tereschkova und Alexej Leonov… auf der rechten Seite lesen wir auch Namen von amerikanischen Kosmonauten.
“Baikonur” heißt das russische Kosmodrom tatsächlich erst seit 1995 – und zwar nach einem kasachischen Dorf ähnlichen Namens nördlich von hier, in dessen Nähe nach dem Zweiten Weltkrieg ein “Fake”-Kosmodrome errichtet worden war.Die Sowjets wollten das echte Kosmodrome natürlich streng geheim halten und versuchten mit der Fake-Variante das kapitalistische Ausland zu täuschen. Tatsächlich wurde das Kosmodrome jedoch 1955 an seiner heutigen Stelle östlich des Aralsees am SyrDarja-Fluss gegründet.
In dem Kosmonauten-Hotel gibt es vier Zimmer, in denen die Kosmonauten typischerweise untergebracht werden. Sie signieren nach ihrem Aufenthalt die Türen, so dass man weiß, wer wo gewohnt hat. (Die Türen wurden zwischenzeitlich auch schon einmal gewechselt, so dass z.B. Sigmund Jähns Unterschrift hier nicht mehr zu finden ist: Die Tür mit seiner Signatur steht inzwischen in einem Museum.) Ich habe eines der Betten auch mal zum Probeliegen genutzt … man kann ja nie wissen: :-) Im Konferenzraum unten im Hotel haben meine reizende kasachisch-stämmige Assistentin und ich auch schon mal posiert. Vielleicht bahnt sich ja eine Kooperation an:
Ab nächstem Jahr wollen wir unsere deutsch-russischen SpaceCamps für Jugendliche (die ich 2007 mit Werner Bachmann im FEZ-orbitall in Berlin erfunden habe) hier in Baikonur veranstalten!
Dem Direktor der International Space School überreichten wir Gastgeschenke: einen Himmelsatlas, einen kleinen Sternglobus und diverse didaktische Spielzeuge sowie deutsche Marzipan-Pralinen. Er freute sich sehr darüber mich durchströmte das gute Gefühl, hier etwas wirklich Wichtiges und Nützliches zu tun!
Jugendbegegnungen direkt am Herzen der Raumfahrtgeschichte!
Pech hatten wir insofern, als dass es einerseits trübes Wetter war, teilweise Schnee fiel und uns andererseits leider – unverständlicherweise – die Permits verweigert wurden für einen Besuch der Montagehallen von Buran und Energija, die wir eigentlich besichtigen sollten. Buran war ein sehr erfolgreiches Programm, nur leider zu Zeit des Sowjet-Zusammenbruchs Mitte/ Ende der 1980er Jahre zu teuer, um ernsthaft betrieben zu werden. Im Stadtmuseum von Baikonur steht aber das Modell vor einem seiner Fallschirme als Wandvorhang. Den 1:1 großen Buran hatte ich ja bereits vor vier Jahren in Moskau am Ufer der Moskwa gesehen.
Wie kommt man eigentlich nach Baikonur?
Mit dem Bus: Zirka vier Stunden Busfahrt über holprige Sand-Schlamm-Eis-Pisten vom nächstgelegenen kasachischen Flughafen in Kyzyl Orda. Diesen wiederum erreichten wir mit der täglich pendelnden Maschine von der Hauptstadt Kasachstans, Astana.
Ich bin von ganzem Herzen glücklich, dass meine handverlesene deutsche Jugendleiter-Delegation in Baikonur nach den ersten Startschwierigkeiten dennoch mit so offenen Armen herzlich empfangen wurden!
Ich freue mich schon auf die nun anberaumten schulischen und außerschulischen Jugend-Austauschprojekte, von denen auch meine Lehramt-Studierenden profitieren sollen!
Astana als Hauptstadt wurde erst in der letzten Dekade aufgebaut, vorher gab es an dieser Stelle nur ein unscheinbares Dorf. Die Architektur dieser Stadt wirkt entsprechend futuristisch. Wir waren uns einig: Man kommt sich vor, wie live-haftig in einem ScienceFiction-Film. Von da aus flogen wir jedoch wieder über Moskau nach Hause in die relative Vergangenheit: Unser Flug startet in Moskau um 9:20 und landete in Berlin um 8:55 … also, die deutsche Gegenwart hat uns wieder! :-)
faszinierende atmosphärische Erscheinungen in Astana: 22°-Halo, Nebensonnen, teilweise 46°-Halo, Zirkumzenitalbogen (zumindestens ansatzweise) …
BTW: Die Rückreise über Kyzyl Orda, Astana und Moskau dauerte etwa 29 Stunden.
trilaterale Astro-Jugendbegegnung: Internationale Zusammenarbeit ist in der Astronomie seit je her ganz groß! Darum: Sei dabei beim russisch-norwegisch-deutschen Astro-Camp in Berlin vom 21.07. bis 28.07. dieses Jahr. TN-Bedingung: zwischen 14 und 27 Jahre jung. :-) Natürlich wird der Venustransit da ein ganz großes Thema sein. Betreut wirst Du von geschulten Pädagogen, die sagenhaft witzig drauf sind und mit denen es superviel Spaß macht, Berlin, Potsdam und das Hollywood der 1920er Jahre zu erkunden.[@more@]
Venustransit? … also, wer noch nichts vom Venustransit 2012 gehört/ gelesen hat, ist wahrscheinlich kein Astronom. :-) Die Venus wandert vor der Sonnenscheibe entlang – also sowas wie eine ringförmige Sonnenfinsternis, nur mit sehr geringem Bedeckungsgrad. :-)
Längst bekannt sind den Kundigen gewiss die zahlreichen historischen Expeditionen zu diesem Thema: manche Astronomen haben ihn ihrem Leben zwei Venustransits gehabt, sind dafür um die halbe Welt gereist und haben doch zweimal Wetter-Pech gehabt. Andere Astronomen haben hingegen nicht einen einzigen Venustransit in ihrem Leben wirklich erlebt, aber sie haben die Ergebnisse von anderen, erfolgreichen Beobachtern genutzt und aus deren Beobachtungsdaten geschickt neue Erkenntnisse über unsere Welt gewonnen.
Solche Methoden sind sagenhaft raffiniert und heutzutage oft mit “einfacher” Schulmathematik nachvollziehbar. Das haben wir vor, wenn wir uns in Berlin treffen: Wir wandeln auf den Spuren des einstigen Berliner Sternwartendirektors Johann Encke und vermessen das Sonnensystem neu … genauer gesagt, messen wir die Astronomische Einheit, den Abstand der Erde von der Sonne und skalieren mithin das Sonnensystem absolut.
Encke war ein ausgesprochen nordisches Gewächs: Er stammte aus der Freien und Hansestadt Hamburch ;) und nur der Job hatte ihn ins preußische Berlin verschlagen. Die Berliner Sternwarte hatte seinerzeit allerdings exzellenten Ruf in der Welt der Wissenschaft und mithin war Encke hier genau am richtigen Fleck.
In unserer Jugendbegegnung wollen wir die Entdeckungen von Encke nachvollziehen: Wir spielen ein paar Eckdaten der Wissenschaftgeschichte nach und werten natürlcih dieses Jahr auch den Venustransit aus – selbst wenn die deutschen Kultusminister sich beim Festlegen der Ferientermine leider nicht nach diesem seltenen astronomischen Ereignis gerichtet haben und wir am 06.06. eben leider keine Ferien haben.
Aber was soll’s: Encke hatte den Transit ja auch nicht selbst gesehen, sondern hat nur die Daten gehabt und ausgewertet. Kepler übrigens auch, als er seine Keplerschen Gesetze fand (die man braucht, um die A.E. zu berechnen). Kepler selbst hatte sogar sehr schwache Augen und war darauf angewiesen, dass andere Leute an seiner statt beobachten… so ist das nunmal in der Welt: “Jeder ein Genie”, aber eben jeder auf seine Art.
Auf geht’s zum Venustransit-Auswerten und Nachspielen in Berlin:
Termin: 21. bis 28.07.
TN-Bedingung: a) Interesse am Thema, b) gute Laune, c) zwischen 14 und 27 Erdenjahre alt
Anmeldeformular und Adresse sowie weitere Infos: fnj-online.de
Anmeldeschluss: 08. April 2012 (für die Maßnahmen im Ausland bereits der 21. März)
… wieder einmal in der Freien und Hansestadt :-) und diesmal in Bergedorf …
der Großen Refraktor in Aktion: Sogar die vierjährige Selma, Tochter einer befreundeten Lehrerin, konnte das 9m-Rohr mit Leichtigkeit bewegen (Abb. unten), … nachdem der Kuppelfußboden hinreichend hoch gefahren war, dass wir herankamen. Beeindruckt standen die russischen und deutschen Teenager um sie herum und ermutigten sie zur Beschäftigung mit Astronomie.
Am 2.8. war ich mit einer Schülergruppe bei der AstronomieWerkstatt in Bergedorf zu Gast: Aufgrund des schönen Wetters wurden unsere Pläne für eine “theoretische” Schülerlabor-Session spontan gecanceled und stattdessen die Sonne beobachtet: Klaus Huber, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Bergedorfer Stellarphysik erklärte die Entstehung von Sonnenflecken anhand der Magnetfeld-Eigenschaften der Sonne. Die Gruppe war bereits vorgebildet, da sie eine Woche zuvor am Potsdamer Einsteinturm eine ähnliche “Kurzeinführung” erhalten hatte. :-) Insofern konnten wir hier auf höherem Niveau einsteigen und die Sonne sogar noch live im Fernrohr sehen:
Am Lippert-Astrographen (nicht gerade die hübscheste Kuppel, aber für die Russen sah’s fast aus wie dahei und funktionieren tut’s allemal) sahen wir eine grüne Sonne visuell und im H-alpha-Licht. Beeindruckende Fleckengruppen und sogar ein paar Protuberanzen waren erkennbar.
Später am gleichen Tag besuchte die Gruppe das Planetarium HH mit dem 3D-Film “Sprung ins All”, einer niederländischen Produktion. Die 3D-Technik mit Shutterbrillen wurde als unschön empfunden, weil das Bild stets flimmert und es bei diesem Film sogar mitunter Geisterbilder gibt – aber inhaltlich passt die Geschichte von den Anfängen der Raumfahrt mit Sputnik, Juri Gagarin (im Gagarin-Jahr 2011), Leonow bis hin zu Neil Armstrong wunderbar in unser SpaceCamp! Inhaltlich wirklich schön gemacht – mit O-Ton auch der russischen Kosmonauten, was natürlich insbesondere meine russisch-sprachigen Gäste aus Sibirien beglückte.
Natürlich gab’s noch ein Abendprogramm – aber das war nichtastronomisch und darum werde ich es an dieser Stelle nicht berichten. :-) Planten un Bloomen hat z.B. eine hübsche Wasserlichtspiel-Show geliefert.
Das dt.-russ. SpaceCamp 2011 dankt Klaus Huber, der AstronomieWerkstatt und dem Planetarium. :-) Es ist an diesem sonnigen Tag gewiss für jeden Geschmack etwas dabei gewesen in der Nordsee-Metropole. :-)
noch freie Plätze: SpaceCamp für Teens und Twens von 16 bis 27 Jahre. Jetzt für Kurzentschlossene nur 360 Euro! Darin enthalten: ÜVP und gesamtes Programm (Eintrittsgelder, Fahrkosten), gezahlt werden müssen lediglich Anreise nach Berlin und Abreise von Hamburg oder Berlin.
Das Programm beinhaltet Kahnfahrt im Spreewald, experimentieren im DLR SchoolLab, Besuch von Einsteinturm, Sternwarte Bergedorf und Archenhold-Sternwarte, Stadtrundfahrten in Berlin, Hamburg, Ausflüge nach Potsdam und Bremen… u.v.a.m. also: sehr viel Wissenschaft, Spiel, Spaß und Freizeit … tolles Ferienprogramm. Dazu: Juri Gagarins Kultur live erlebt durch unsere russischen Gast-Teilnehmer (so alt wie ihr!).
Programmpunkte im Einzelnen:
Mo
25.07.11
Anreise, offizielle Eröffnung, Begrüßung in
Berlin, Kennenlernen, Übernachtung in JHB
Di
26.07.11
Astronautentraining, Raumflug-Spiel, Schülerlabor im Orbital des FEZ, Beobachtung bei den SiFEZ
drei Städte, zwei Sprachen, ein gemeinsames Hobby, null Differenzen. ;-) In Zusammenarbeit mit dem Raumfahrtzentrum im FEZ bietet Nina Mut wieder ein deutsch-russisches SpaceCamp für Jugendliche ab 14 Erdenjahren an: Im Juli/ August laden wir russische Teens und Twens aus Sibirien nach Europa ein, erkunden eine Woche lang die Natur und Kultur Nordeutschlands. Die beiden Metropolen Berlin und Hamburg bieten unser Domizil. Ein Spreewald-Ausflug ist ebenso geplant wie die astronomischen Sehenswürdigkeiten der Doppelhauptstadt und der Freien und Hansestadt. Sterne gucken, Raumfahrt heute und damals, Sanssouci und des Hamburger Hafens, … und natürlich viel Kultur in der ehemals gespaltenen Stadt, die inzwischen wieder zusammenwächst: Berlin, Potsdam und Hamburg!
Im Austausch bringen unsere russischen Gäste ihre Kultur von delikaten Schokospeisen, rasanten Tänzen, melodischer weicher Sprache und Lieder in der berühmten “russischen Seele” mit.
Das Moskau-Lied der deutschen Gruppe “Dschinghis Khan” (Eurovision 1979) oder zumindest sein Refrain wurde von den deutschen Teens nicht selten auf den Fahrten gegröhlt und zur Hymne erhoben für eine Kultur, deren Lässigkeit uns ebenso fasziniert, wie sie gleichzeitig durch ihre Gleichgültigkeit mitunter nur Kopfschütteln und Unverständnis auslöst:
Russisch, die erste Sprache, die ein Mensch im Weltraum sprach … und die von zahllosen Menschen, die immernoch nichts von Relativitätstheorie und Quantenmechanik gehört haben. Ein Land, dessen Bildungssystem zwar Erfolge von Volkshelden zelebriert, Orden, Preise und Auszeichnungen vergibt, aber dessen Abschlüsse nicht überall international anerkannt werden, so dass Einwanderer und Spätaussiedler i.d.R. bei uns oft ein zweites Mal die Berufsschulbank drücken müssen.
In Krasnojarsk gibt es eine Universität und in deren Dachgeschoss sitzt ein Satelliten-Kontrollzentrum. Nebenan “wohnen” die Astronomen: Sie beschäftigen sich mit der Erforschung von Veränderlichen Sternen. Auf der großen Dachterrasse, auf der sich die Satelliten-Kontroller und die Astronomen treffen, gibt es ein Teleskop, das man Remote (also vom Büro aus) steuen kann. Die Astronomen würden sich daher über Kontakte nach Deutschland freuen und bieten an, dass man ihr Telesköpchen nutzen kann. (Sie selbst wollen für ihre wissenschaftlichen Zwecke ein größeres Teleskop außerhalb der Stadt bauen.) Insbesondere für Schulklassen könnte dies interessant sein, da es in Krasnojarsk schon dunkel ist, wenn es in Deutschland noch hell ist und also auch jüngere SchülerInnen noch draußen sein dürfen – z.B. in der Schule und ein Teleskop unter dunklem Nachthimmel fernsteuernd Sterne Gucken. :-)
Von den Universitäten in Novosibirsk und Omsk habe ich bereits letztes Jahr berichtet.
Russland – eine bizarre Kultur voller Gegensätze: prachtvoll dekorierte öffentliche Innenräume mit Gold und Glitzer, doch dasselbe Haus von außen sieht aus, als würde es nur noch durch die Farbe zusammengehalten. Luxus auf der einen Seite, Armut auf der anderen. Klirrende Kälte mit -20 bis -40 °C im sibirischen Winter draußen, während die Innenräume auf lauschige +30°C aufgeheizt werden, so dass wir Deutschen kaum schlafen können.
Schnee ist schwarz in Sibirien und mancher Deutsche spekulierte schon, ob das Land seinen Namen gar nicht von der Region “Ruß” um Kiew hat, sondern von dem Ruß, der von den Schornsteinen der Kohleöfen der Heizwerke ungefiltert in die Stadtluft geblasen wird. Geheizt wird in Russland schließlich immer gleich die ganze Stadt und wer’s kühler mag, muss das Fenster öffnen: die Heizkörper in den Wohnungen haben keine separaten Temperaturregler.
Bei so viel Kälte braucht man dann auch einen guten heißen Tee – der in Russland natürlich im Samovar gemacht wird. Birkenrinde ist in Sibirien eines der verbreitetesten Dekorations- und Handwerksmaterialien für allerlei Gadgets: wunderschöne Kästchen, Schmuckstücke, Base-Caps, Haarspangen, Kämme, Bürsten, … alles, das ein Tourist evtl kaufen möchte, wird daraus gemacht: sogar ein Samovar.
Schnee und Eis in Sport und Kunst
In Krasnojarsk fanden wir einen Park von Eisfiguren bewundern. In der Mittagssonne ergaben sich Kritallpaläste, die den Londoner von 1851 sicher in den Schatten stellen würden. Hier schoss mir wieder durch den Kopf, dass SuW vor ein paar Jahren in einem Artikel über Neutrinoforschung schrieb, dass Wassereis das klarste Material auf Erden sei: die Skulptur unten ist bestimmt 20 bis 30 cm dick, aber man kann deutlich hindurchsehen – wenn das Bild unscharf ist, dann ändert das ja nichts daran, dass das Licht hindurch kommt, sondern sagt nur, dass es abgelenkt (gebrochen) wird.
Letztes Jahr war ich in Sibirien das erste Mal Ski fahren! Freunde aus Iskitim (bei Novosibirsk) hatten es mir ermöglicht. :-)Dieses Jahr waren wir Bergwandern und im Sommer gehen wir klettern. Sibirische Sommer sind übrigens ähnlich den unsrigen: 25 bis 35 °C plus – nur ungleich mehr Mücken.
Nichts desto trotz ist es ein faszinierendes Land, Russland. Obwohl wir Mitteleuropäer sicher vieles nicht verstehen von der Kultur im fernen Zentralnordasien, so ist es doch ein Erlebnis, diese fremde Kultur zu entdecken. Doch so einfach ist das nicht, denn man braucht wirklich für jede Bewegung eine Erlaubnis: Zuerst braucht man natürlich ein Visum für die Einreise und dazu braucht man einen Kontakt im Land, den man besucht. Sollte man auf die Idee kommen, die angegegebene Stadt zu verlassen, muss man sich in der nächsten Stadt neu anmelden. Es steht außer Frage, dass man auch dort Freunde oder Verwandte braucht, die man besucht. Auf jede Fahrkarte, die man kauft, wird die Visumnummer gedruckt und die Tickets werden im Zug auch noch von Hand kontrolliert. Die Bürokratie in diesem Land ist vllt notwendig bei dieser enormen Verwaltungsgröße, aber auf jeden Fall für uns ungewohnt und sehr zeitintensiv.
Ein Grund mehr, die russische Kultur hier in Deutschland zu entdecken:
Komm mit, erlebe zwei tolle Wochen
in Berlin und Hamburg
und lerne russische Jugendliche kennen!
Dann können wir nächstes Jahr vllt auch selbst nach Russland fahren. :-)