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Rad des Lebens
ich suchte die Fährte fürs Rad des Lebens
die Suche fährt fort,
bleibt ohne Rat vergebens
an der Pforte des Lebens
gab ich das Raten auf
dämonische Aufgabe
rügt meine starre Seite;
auf dem Fahrrad durchs Leben
begleitet von Tauben
taub fährt es
gerädert die
Vergangenheit
im Gang der Zeit
gleitet das Leben in Fahrt;
Verrat trübt der Dämonen Rat.
auf leisen Schwingen, im Göttergewand
spinnen Dämonen den blauen
Lebensfaden,
schwarze Spinnen weben
herein fade Maden,
die Leichen von Träumen
wie Schmetterlingen,
abgeschmettert von Fischen,
die laichen im Trüben fischen
die Götter gewandt
und es blaut die Starre
der schwingenden Saite
am Rad des Lebens
der Rat des Lebens
dämonisch
grollt.
Doch weiterhin rollt
das Rad des Lebens
am Wagen des Lebens
ich wage das Leben
des Lebens wegen
Schneeflocken-Schwere
Ein einziger Schneeflock wiegt fast nichts,
nur wenig mehr als Strahl des Lichts,
in dem er leise fällt aufs Haus,
das ihn hält geduldig aus –
schneebeladener Ast in weiß
schleppt diese Last nur unter Schweiß.
lange bleibt der Ast verschont
vom Flockenmeer, das Gott gekonnt
an ihm geteilt, ihn zu beschützen.
Doch einmal konnt ihm das nichts nützen:
Ein Schneeflock landet sacht auf ihm
und dieser eine war zu viel:
Den starken Ast er so zerbrach.
Da half ihm auch kein Weh und Ach,
er sei so leicht und’s tät ihm leid.
Er war es, der den Ast entzweit.
(Dalena, 2010)
Manchmal kann eine Kleinigkeit schon hinreichen, jemanden sehr zu ärgern und zum Ausrasten zu bringen. Oft ist dabei nicht einmal diese Kleinigkeit selbst schuld, sondern sie fällt nur zufällig in die gleiche (relativ empfindliche und zusätzlich sensibilisierte) Kerbe wie andere Kleinigkeiten zuvor.
Manchmal muss man im Leben wichtige Entscheidungen treffen, von denen man weiß, dass sie alles künftige nachhaltig beeinflussen werden. Manche von diesen Entscheidungen können einen regelrecht zur Verzweiflung bringen – was das genau ist, ist gewiss individuell für jeden verschieden. Der Hauptteil dieses Gedichts (ohne Punkt und Komma geschrieben, zentriert gesetzt) ist stilistisch von Ingeborg Bachmann inspiriert und mithin ein aufgeregtes Wortspiel, das keinen Halt findet, sondern – wie das Rad des Lebens – stets weiterläuft, auch wenn es noch so düster aussieht.
Der vierzeilige Nachsatz-Vers (grün) soll aber Mut machen: Hin und wieder gibt’s einfach Phasen, in denen man läuft wie ein Hamster im Laufrad, vielleicht tanzt man sogar gerade mit dem Tod und schwingt schon mit einem Bein über den Abgrund, aber egal, wie heftig dieser Bolero gewesen sein mag: irgendwann wird die stürmisch aufgepeitschte See wieder ruhiger, man guckt sich um und sieht, dass es die ganze Zeit weitergegangen ist und man nun wieder ruhig weiterrollen kann auf dem gewählten Lebensweg.
Stille Wasser sind tief
… oder gefroren
Aus großen dunklen Augen schaut
das Reh dich an, selbst wenn vertraut
bleibt’s ruhig hinterm Dickicht stehn,
um dich bewundernd anzusehn
Hast sein Vertrauen du erlangt,
folgt’s deinem Ruf, selbst wenn es bangt.
Selten traut es Menschen ganz;
zu still für deren Firlefanz.
Hält sich am liebsten selbst bedeckt,
sein Antlitz Tiefsinntemprament versteckt.
(Dalena 2009)