I launched a rocket in Baykonur

… yes, I did! Vor wenigen Tagen durfte ich viermal Countdown zählen und vorher selbst einmal den Startknopf drücken Danach ernannte mich Direktor Dmitry Shatanov in Baikonur zur “jungen Kosmonautin” … obgleich ich leider noch gar nicht im Weltraum gewesen bin. Aber das kommt noch … vielleicht beim nächsten Mal. :-) Diesmal wurden nur viele technische Details der Vehikel begutachtet, technische Zeichnungen der Raketen studiert und Kosmonauten-Utensilien ausprobiert.

Mini-Film-Doku vom YouTube-Kanal der FNJ:

 

 

Die Chance zu diesem Besuch im Cosmodrom von Baikonur hatte sich zum Jahreswechsel recht kurzfristig ergeben. Baikonur ist heute ein kreisrundes militärisches Sperrgebiet in Kasachstan, das von Russland gepachtet wird. Die Kleinstadt mitten in der kasachischen Steppe ist nicht besonders ansehnlich: sie besteht aus Plattenbauten in sozialistischem Einheitsgrau, von denen viele halb verfallen sind. Das Haus gegenüber unserer Herberge, das ich sehe, wenn ich auf dem Balkon stehe und in den Innenhof blicke, steht offenbar leer, denn da, wo Fenster hingehören, befindet sich kein Glas, sondern Stein – augenscheinlich zugemauerte Fenster. Dahinter ragen ein paar Schornsteine in die Landschaft und Kühltürme einer Fabrik. Der Rauch der Schornsteine ist nicht etwa weiß oder hellgrau wie bei uns, sondern dunkelgrau bis schwarz. An einem Morgen hatte der Wind gedreht und der unangenehme Geruch zog zu uns herüber.

In dieser kleinen Stadt leben Menschen mit ihren Familien, sie schicken ihre Kinder zu Schule und junge Erwachsene besuchen die Universität, welche ein Zweig der Moskauer Lomonossov-Universität ist. Wer hier studiert, muss einen ans Studium anschließenden Arbeitsvertrag in der Stadt vorweisen. Für Angehörige anderer als der russischen Staatsbürgerschaft ist es jedoch sehr schwieirg, eine alternative oder auch nur eine angemessene Arbeit in dieser Stadt zu finden, sagt ein junger Absolvent der Universität Baikonur, der mich mit meiner Gruppe führt. Er kommt aus Turkmenistan, eine andere ehemalige Sowjetrepublik, die sich südlich von Kasachstan befindet.

Checkpoint: Passkontrolle, ein russischer Offizier prüft, ob auch wirklich alle Insassen des Busses auf der Einladungsliste stehen. Fotografieren natürlich streng verboten. Der Checkpoint befindet sich erst unmittelbar an der Stadtgrenze, obgleich der Zirkel um die kasachische Stadt-mit-Sonderstatus deutlich größer ist. Schließlich “regnet” es bei jedem Start ein paar Raketenteile vom Himmel – und das ist im Allgemeinen nicht gut für die Landwirte und Datschen-Inhaber mit ihren Gärten. Auch Kasachstan, außerhalb des russisch gepachteten Landes, wird von den Teilen getroffen.

Die zottigen Steppenkamele, Eselkarren und mausoleenartigen islamischen Friedhöfe, die wir am Wegrand passierten, wirken bizarr, wenn wir uns bewusst machen, dass wir hier in einem der großen Weltraumbahnöfe dieser Erde stehen. Kurz nach der Einfahrt in die Stadt sehen wir bereits einige Monumente: da liegt – leicht aufwärts geneigt – eine echte Sojus-Rakete auf einem steinernen Sockel. Weiters gibt’s noch ein paar militärische Raketen, aber ich bin ja eher Weltraum-Freak.

Das 1:1-Sputnik-Modell habe ich im Stadtmuseum fotografiert, das übrigens beeindruckend gut kuratiert ist. Hier werden nicht nur die Geschichte der Stadt, sondern auch die Geschichte der sowjetischen und russischen Raumfahrt behandelt. Die Ausstellung ist wirklich sehr hübsch gestaltet und eine sehr kompetente und freundliche Dame, die entfernt an Tamara Jagellovsk aus Raumpatrouille Orion erinnert, führt uns englisch-sprachig durchs Raumfahrtmuseum.

Das staatliche Lyzeum hier in der Stadt hat selbstverständlich einen Ausbildungsschwerpunkt in technisch-naturwissenschaftlicher Richtung. Bei den Raketenbau-Wettbewerben, die sie veranstalten, geht’s darum, Modelle echter Raketen möglichst originalgetreu nachzubauen und dabei dann auch noch funktionstüchtig zu machen: Ein Lehrer dieser Schule wurde 1987 (also vor dem Fall des Eisernen Vorhangs!) beim Austragungswettbewerb in Florida mit seiner funktionstüchtigen dreistufigen 30 cm hohen Sojus-Rakete Weltmeister in dieser Kunst.

Da ich im Rahmen der außerschulischen Jugendarbeit (leider immernoch ein Ehrenamt) bereits seit 2008 mit seiner Novosibirsker Partnerschule zusammenarbeite, freut es mich ganz besonders, dass ich nun auch diese Partner in ihrer Heimatstadt besuchen lann. Ich bin mit Fachkräften der Jugendarbeit mit einer Delegation von 7 weiteren Jugendleitern unterwegs und unsere Mission ist es, hierher unsere Kontakte zu ergänzen. Die Mission ist geglückt: Wir haben diesen Kontakt erfolgreich geknüpft. Nächstes Jahr wollen wir wiederkehren und mit unseren Partnern SpaceCamps hier veranstalten.

Die Allee der Kosmonauten führt von dem Hotel, in dem die Raumfahrenden vor ihren Flügen nächtigen zu einem Aussichtspunkt, an dem ein verkleinertes Modell einer Proton-Rakete steht. Die Allee wird von Bäumen gesäumt, die von Kosmonauten gepflanzt wurde: vorne links steht der Baum von Juri Gagarin, ebenfalls links folgen später die Bäume von Valentina Tereschkova und Alexej Leonov… auf der rechten Seite lesen wir auch Namen von amerikanischen Kosmonauten.

 

Baikonur” heißt das russische Kosmodrom tatsächlich erst seit 1995 – und zwar nach einem kasachischen Dorf ähnlichen Namens nördlich von hier, in dessen Nähe nach dem Zweiten Weltkrieg ein “Fake”-Kosmodrome errichtet worden war.Die Sowjets wollten das echte Kosmodrome natürlich streng geheim halten und versuchten mit der Fake-Variante das kapitalistische Ausland zu täuschen. Tatsächlich wurde das Kosmodrome jedoch 1955 an seiner heutigen Stelle östlich des Aralsees am SyrDarja-Fluss gegründet.

 

In dem Kosmonauten-Hotel gibt es vier Zimmer, in denen die Kosmonauten typischerweise untergebracht werden. Sie signieren nach ihrem Aufenthalt die Türen, so dass man weiß, wer wo gewohnt hat. (Die Türen wurden zwischenzeitlich auch schon einmal gewechselt, so dass z.B. Sigmund Jähns Unterschrift hier nicht mehr zu finden ist: Die Tür mit seiner Signatur steht inzwischen in einem Museum.) Ich habe eines der Betten auch mal zum Probeliegen genutzt …  man kann ja nie wissen: :-) Im Konferenzraum unten im Hotel haben meine reizende kasachisch-stämmige Assistentin und ich auch schon mal posiert. Vielleicht bahnt sich ja eine Kooperation an:

Ab nächstem Jahr wollen wir unsere deutsch-russischen SpaceCamps für Jugendliche (die ich 2007 mit Werner Bachmann im FEZ-orbitall in Berlin erfunden habe) hier in Baikonur veranstalten!

Dem Direktor der International Space School überreichten wir Gastgeschenke: einen Himmelsatlas, einen kleinen Sternglobus und diverse didaktische Spielzeuge sowie deutsche Marzipan-Pralinen. Er freute sich sehr darüber mich durchströmte das gute Gefühl, hier etwas wirklich Wichtiges und Nützliches zu tun!

Jugendbegegnungen direkt am Herzen der Raumfahrtgeschichte!

Pech hatten wir insofern, als dass es einerseits trübes Wetter war, teilweise Schnee fiel und uns andererseits leider – unverständlicherweise – die Permits verweigert wurden für einen Besuch der Montagehallen von Buran und Energija, die wir eigentlich besichtigen sollten. Buran war ein sehr erfolgreiches Programm, nur leider zu Zeit des Sowjet-Zusammenbruchs Mitte/ Ende der 1980er Jahre zu teuer, um ernsthaft betrieben zu werden. Im Stadtmuseum von Baikonur steht aber das Modell vor einem seiner Fallschirme als Wandvorhang. Den 1:1 großen Buran hatte ich ja bereits vor vier Jahren in Moskau am Ufer der Moskwa gesehen.

 

 

Wie kommt man eigentlich nach Baikonur?

Mit dem Bus: Zirka vier Stunden Busfahrt über holprige Sand-Schlamm-Eis-Pisten vom nächstgelegenen kasachischen Flughafen in Kyzyl Orda. Diesen wiederum erreichten wir mit der täglich pendelnden Maschine von der Hauptstadt Kasachstans, Astana.

 

 

 

 

 

 

Ich bin von ganzem Herzen glücklich, dass meine handverlesene deutsche Jugendleiter-Delegation in Baikonur nach den ersten Startschwierigkeiten dennoch mit so offenen Armen herzlich empfangen wurden!

Ich freue mich schon auf die nun anberaumten schulischen und außerschulischen Jugend-Austauschprojekte, von denen auch meine Lehramt-Studierenden profitieren sollen!

 


Astana als Hauptstadt wurde erst in der letzten Dekade aufgebaut, vorher gab es an dieser Stelle nur ein unscheinbares Dorf. Die Architektur dieser Stadt wirkt entsprechend futuristisch. Wir waren uns einig: Man kommt sich vor, wie live-haftig in einem ScienceFiction-Film. Von da aus flogen wir jedoch wieder über Moskau nach Hause in die relative Vergangenheit: Unser Flug startet in Moskau um 9:20 und landete in Berlin um 8:55 … also, die deutsche Gegenwart hat uns wieder! :-)

faszinierende atmosphärische Erscheinungen in Astana: 22°-Halo, Nebensonnen, teilweise 46°-Halo, Zirkumzenitalbogen (zumindestens ansatzweise) …

BTW: Die Rückreise über Kyzyl Orda, Astana und Moskau dauerte etwa 29 Stunden.

 

 

 

 

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Jugendexpeditionen: “Encke und der Venustransit”

trilaterale Astro-Jugendbegegnung: Internationale Zusammenarbeit ist in der Astronomie seit je her ganz groß! Darum: Sei dabei beim russisch-norwegisch-deutschen Astro-Camp in Berlin vom 21.07. bis 28.07. dieses Jahr. TN-Bedingung: zwischen 14 und 27 Jahre jung. :-) Natürlich wird der Venustransit da ein ganz großes Thema sein. Betreut wirst Du von geschulten Pädagogen, die sagenhaft witzig drauf sind und mit denen es superviel Spaß macht, Berlin, Potsdam und das Hollywood der 1920er Jahre zu erkunden.[@more@]

Brandenburger TorMap

Venustransit? … also, wer noch nichts vom Venustransit 2012 gehört/ gelesen hat, ist wahrscheinlich kein Astronom. :-) Die Venus wandert vor der Sonnenscheibe entlang – also sowas wie eine ringförmige Sonnenfinsternis, nur mit sehr geringem Bedeckungsgrad. :-)

 

Längst bekannt sind den Kundigen gewiss die zahlreichen historischen Expeditionen zu diesem Thema: manche Astronomen haben ihn ihrem Leben zwei Venustransits gehabt, sind dafür um die halbe Welt gereist und haben doch zweimal Wetter-Pech gehabt. Andere Astronomen haben hingegen nicht einen einzigen Venustransit in ihrem Leben wirklich erlebt, aber sie haben die Ergebnisse von anderen, erfolgreichen Beobachtern genutzt und aus deren Beobachtungsdaten geschickt neue Erkenntnisse über unsere Welt gewonnen.

Solche Methoden sind sagenhaft raffiniert und heutzutage oft mit “einfacher” Schulmathematik nachvollziehbar. Das haben wir vor, wenn wir uns in Berlin treffen: Wir wandeln auf den Spuren des einstigen Berliner Sternwartendirektors Johann Encke und vermessen das Sonnensystem neu … genauer gesagt, messen wir die Astronomische Einheit, den Abstand der Erde von der Sonne und skalieren mithin das Sonnensystem absolut.

Encke war ein ausgesprochen nordisches Gewächs: Er stammte aus der Freien und Hansestadt Hamburch ;) und nur der Job hatte ihn ins preußische Berlin verschlagen. Die Berliner Sternwarte hatte seinerzeit allerdings exzellenten Ruf in der Welt der Wissenschaft und mithin war Encke hier genau am richtigen Fleck.

In unserer Jugendbegegnung wollen wir die Entdeckungen von Encke nachvollziehen: Wir spielen ein paar Eckdaten der Wissenschaftgeschichte nach und werten natürlcih dieses Jahr auch den Venustransit aus – selbst wenn die deutschen Kultusminister sich beim Festlegen der Ferientermine leider nicht nach diesem seltenen astronomischen Ereignis gerichtet haben und wir am 06.06. eben leider keine Ferien haben.

Aber was soll’s: Encke hatte den Transit ja auch nicht selbst gesehen, sondern hat nur die Daten gehabt und ausgewertet. Kepler übrigens auch, als er seine Keplerschen Gesetze fand (die man braucht, um die A.E. zu berechnen). Kepler selbst hatte sogar sehr schwache Augen und war darauf angewiesen, dass andere Leute an seiner statt beobachten… so ist das nunmal in der Welt: “Jeder ein Genie”, aber eben jeder auf seine Art.

Auf geht’s zum Venustransit-Auswerten und Nachspielen in Berlin:

Termin: 21. bis 28.07.

TN-Bedingung: a) Interesse am Thema, b) gute Laune, c) zwischen 14 und 27 Erdenjahre alt

Anmeldeformular und Adresse sowie weitere Infos: fnj-online.de

Anmeldeschluss: 08. April 2012 (für die Maßnahmen im Ausland bereits der 21. März)

Los anmelden! – Dabei sein! – Mitmachen!

:-)