… wieder einmal in der Freien und Hansestadt :-) und diesmal in Bergedorf …
der Großen Refraktor in Aktion: Sogar die vierjährige Selma, Tochter einer befreundeten Lehrerin, konnte das 9m-Rohr mit Leichtigkeit bewegen (Abb. unten), … nachdem der Kuppelfußboden hinreichend hoch gefahren war, dass wir herankamen. Beeindruckt standen die russischen und deutschen Teenager um sie herum und ermutigten sie zur Beschäftigung mit Astronomie.
Am 2.8. war ich mit einer Schülergruppe bei der AstronomieWerkstatt in Bergedorf zu Gast: Aufgrund des schönen Wetters wurden unsere Pläne für eine “theoretische” Schülerlabor-Session spontan gecanceled und stattdessen die Sonne beobachtet: Klaus Huber, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Bergedorfer Stellarphysik erklärte die Entstehung von Sonnenflecken anhand der Magnetfeld-Eigenschaften der Sonne. Die Gruppe war bereits vorgebildet, da sie eine Woche zuvor am Potsdamer Einsteinturm eine ähnliche “Kurzeinführung” erhalten hatte. :-) Insofern konnten wir hier auf höherem Niveau einsteigen und die Sonne sogar noch live im Fernrohr sehen:
Am Lippert-Astrographen (nicht gerade die hübscheste Kuppel, aber für die Russen sah’s fast aus wie dahei und funktionieren tut’s allemal) sahen wir eine grüne Sonne visuell und im H-alpha-Licht. Beeindruckende Fleckengruppen und sogar ein paar Protuberanzen waren erkennbar.
Später am gleichen Tag besuchte die Gruppe das Planetarium HH mit dem 3D-Film “Sprung ins All”, einer niederländischen Produktion. Die 3D-Technik mit Shutterbrillen wurde als unschön empfunden, weil das Bild stets flimmert und es bei diesem Film sogar mitunter Geisterbilder gibt – aber inhaltlich passt die Geschichte von den Anfängen der Raumfahrt mit Sputnik, Juri Gagarin (im Gagarin-Jahr 2011), Leonow bis hin zu Neil Armstrong wunderbar in unser SpaceCamp! Inhaltlich wirklich schön gemacht – mit O-Ton auch der russischen Kosmonauten, was natürlich insbesondere meine russisch-sprachigen Gäste aus Sibirien beglückte.
Natürlich gab’s noch ein Abendprogramm – aber das war nichtastronomisch und darum werde ich es an dieser Stelle nicht berichten. :-) Planten un Bloomen hat z.B. eine hübsche Wasserlichtspiel-Show geliefert.
Das dt.-russ. SpaceCamp 2011 dankt Klaus Huber, der AstronomieWerkstatt und dem Planetarium. :-) Es ist an diesem sonnigen Tag gewiss für jeden Geschmack etwas dabei gewesen in der Nordsee-Metropole. :-)
noch freie Plätze: SpaceCamp für Teens und Twens von 16 bis 27 Jahre. Jetzt für Kurzentschlossene nur 360 Euro! Darin enthalten: ÜVP und gesamtes Programm (Eintrittsgelder, Fahrkosten), gezahlt werden müssen lediglich Anreise nach Berlin und Abreise von Hamburg oder Berlin.
Das Programm beinhaltet Kahnfahrt im Spreewald, experimentieren im DLR SchoolLab, Besuch von Einsteinturm, Sternwarte Bergedorf und Archenhold-Sternwarte, Stadtrundfahrten in Berlin, Hamburg, Ausflüge nach Potsdam und Bremen… u.v.a.m. also: sehr viel Wissenschaft, Spiel, Spaß und Freizeit … tolles Ferienprogramm. Dazu: Juri Gagarins Kultur live erlebt durch unsere russischen Gast-Teilnehmer (so alt wie ihr!).
Programmpunkte im Einzelnen:
Mo
25.07.11
Anreise, offizielle Eröffnung, Begrüßung in
Berlin, Kennenlernen, Übernachtung in JHB
Di
26.07.11
Astronautentraining, Raumflug-Spiel, Schülerlabor im Orbital des FEZ, Beobachtung bei den SiFEZ
drei Städte, zwei Sprachen, ein gemeinsames Hobby, null Differenzen. ;-) In Zusammenarbeit mit dem Raumfahrtzentrum im FEZ bietet Nina Mut wieder ein deutsch-russisches SpaceCamp für Jugendliche ab 14 Erdenjahren an: Im Juli/ August laden wir russische Teens und Twens aus Sibirien nach Europa ein, erkunden eine Woche lang die Natur und Kultur Nordeutschlands. Die beiden Metropolen Berlin und Hamburg bieten unser Domizil. Ein Spreewald-Ausflug ist ebenso geplant wie die astronomischen Sehenswürdigkeiten der Doppelhauptstadt und der Freien und Hansestadt. Sterne gucken, Raumfahrt heute und damals, Sanssouci und des Hamburger Hafens, … und natürlich viel Kultur in der ehemals gespaltenen Stadt, die inzwischen wieder zusammenwächst: Berlin, Potsdam und Hamburg!
Im Austausch bringen unsere russischen Gäste ihre Kultur von delikaten Schokospeisen, rasanten Tänzen, melodischer weicher Sprache und Lieder in der berühmten “russischen Seele” mit.
Das Moskau-Lied der deutschen Gruppe “Dschinghis Khan” (Eurovision 1979) oder zumindest sein Refrain wurde von den deutschen Teens nicht selten auf den Fahrten gegröhlt und zur Hymne erhoben für eine Kultur, deren Lässigkeit uns ebenso fasziniert, wie sie gleichzeitig durch ihre Gleichgültigkeit mitunter nur Kopfschütteln und Unverständnis auslöst:
Russisch, die erste Sprache, die ein Mensch im Weltraum sprach … und die von zahllosen Menschen, die immernoch nichts von Relativitätstheorie und Quantenmechanik gehört haben. Ein Land, dessen Bildungssystem zwar Erfolge von Volkshelden zelebriert, Orden, Preise und Auszeichnungen vergibt, aber dessen Abschlüsse nicht überall international anerkannt werden, so dass Einwanderer und Spätaussiedler i.d.R. bei uns oft ein zweites Mal die Berufsschulbank drücken müssen.
In Krasnojarsk gibt es eine Universität und in deren Dachgeschoss sitzt ein Satelliten-Kontrollzentrum. Nebenan “wohnen” die Astronomen: Sie beschäftigen sich mit der Erforschung von Veränderlichen Sternen. Auf der großen Dachterrasse, auf der sich die Satelliten-Kontroller und die Astronomen treffen, gibt es ein Teleskop, das man Remote (also vom Büro aus) steuen kann. Die Astronomen würden sich daher über Kontakte nach Deutschland freuen und bieten an, dass man ihr Telesköpchen nutzen kann. (Sie selbst wollen für ihre wissenschaftlichen Zwecke ein größeres Teleskop außerhalb der Stadt bauen.) Insbesondere für Schulklassen könnte dies interessant sein, da es in Krasnojarsk schon dunkel ist, wenn es in Deutschland noch hell ist und also auch jüngere SchülerInnen noch draußen sein dürfen – z.B. in der Schule und ein Teleskop unter dunklem Nachthimmel fernsteuernd Sterne Gucken. :-)
Von den Universitäten in Novosibirsk und Omsk habe ich bereits letztes Jahr berichtet.
Russland – eine bizarre Kultur voller Gegensätze: prachtvoll dekorierte öffentliche Innenräume mit Gold und Glitzer, doch dasselbe Haus von außen sieht aus, als würde es nur noch durch die Farbe zusammengehalten. Luxus auf der einen Seite, Armut auf der anderen. Klirrende Kälte mit -20 bis -40 °C im sibirischen Winter draußen, während die Innenräume auf lauschige +30°C aufgeheizt werden, so dass wir Deutschen kaum schlafen können.
Schnee ist schwarz in Sibirien und mancher Deutsche spekulierte schon, ob das Land seinen Namen gar nicht von der Region “Ruß” um Kiew hat, sondern von dem Ruß, der von den Schornsteinen der Kohleöfen der Heizwerke ungefiltert in die Stadtluft geblasen wird. Geheizt wird in Russland schließlich immer gleich die ganze Stadt und wer’s kühler mag, muss das Fenster öffnen: die Heizkörper in den Wohnungen haben keine separaten Temperaturregler.
Bei so viel Kälte braucht man dann auch einen guten heißen Tee – der in Russland natürlich im Samovar gemacht wird. Birkenrinde ist in Sibirien eines der verbreitetesten Dekorations- und Handwerksmaterialien für allerlei Gadgets: wunderschöne Kästchen, Schmuckstücke, Base-Caps, Haarspangen, Kämme, Bürsten, … alles, das ein Tourist evtl kaufen möchte, wird daraus gemacht: sogar ein Samovar.
Schnee und Eis in Sport und Kunst
In Krasnojarsk fanden wir einen Park von Eisfiguren bewundern. In der Mittagssonne ergaben sich Kritallpaläste, die den Londoner von 1851 sicher in den Schatten stellen würden. Hier schoss mir wieder durch den Kopf, dass SuW vor ein paar Jahren in einem Artikel über Neutrinoforschung schrieb, dass Wassereis das klarste Material auf Erden sei: die Skulptur unten ist bestimmt 20 bis 30 cm dick, aber man kann deutlich hindurchsehen – wenn das Bild unscharf ist, dann ändert das ja nichts daran, dass das Licht hindurch kommt, sondern sagt nur, dass es abgelenkt (gebrochen) wird.
Letztes Jahr war ich in Sibirien das erste Mal Ski fahren! Freunde aus Iskitim (bei Novosibirsk) hatten es mir ermöglicht. :-)Dieses Jahr waren wir Bergwandern und im Sommer gehen wir klettern. Sibirische Sommer sind übrigens ähnlich den unsrigen: 25 bis 35 °C plus – nur ungleich mehr Mücken.
Nichts desto trotz ist es ein faszinierendes Land, Russland. Obwohl wir Mitteleuropäer sicher vieles nicht verstehen von der Kultur im fernen Zentralnordasien, so ist es doch ein Erlebnis, diese fremde Kultur zu entdecken. Doch so einfach ist das nicht, denn man braucht wirklich für jede Bewegung eine Erlaubnis: Zuerst braucht man natürlich ein Visum für die Einreise und dazu braucht man einen Kontakt im Land, den man besucht. Sollte man auf die Idee kommen, die angegegebene Stadt zu verlassen, muss man sich in der nächsten Stadt neu anmelden. Es steht außer Frage, dass man auch dort Freunde oder Verwandte braucht, die man besucht. Auf jede Fahrkarte, die man kauft, wird die Visumnummer gedruckt und die Tickets werden im Zug auch noch von Hand kontrolliert. Die Bürokratie in diesem Land ist vllt notwendig bei dieser enormen Verwaltungsgröße, aber auf jeden Fall für uns ungewohnt und sehr zeitintensiv.
Ein Grund mehr, die russische Kultur hier in Deutschland zu entdecken:
Komm mit, erlebe zwei tolle Wochen
in Berlin und Hamburg
und lerne russische Jugendliche kennen!
Dann können wir nächstes Jahr vllt auch selbst nach Russland fahren. :-)